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04.10.2008

Erfolgreich bewerben bei internationalen Organisationen

Autor/en: Cordula Janowski

Hinweise auf Verbürokratisierung

von Werner Fuchs

Was der Klappentexter bescheiden "Leitfaden" nennt, ist eher ein Lehrbuch. Daran ist die Autorin zwar nicht ganz unschuldig, aber die Hauptverantwortung für die wenig unterhaltsame Lektüre tragen die bürokratischen Strukturen internationaler Organisationen. Hinzu kommt die leidige Tendenz, dass die Akademisierung unserer Lebensbereiche munter voranschreitet. Die Zeiten sind vorbei, als man bei einer internationalen Organisation einfach anklopfen konnte, eine engagierte Miene aufsetzte und am nächsten Tag mit der Arbeit begann. Fast vorbei. Denn nach wie vor spielen Beziehungen und Sympathie eine Rolle. Doch auf solch unakademische Bewerbungsprozedere geht die Autorin kaum ein. Eigentlich schade. Denn das könnte diejenige ermutigen, die nicht alle Voraussetzungen mitbringen.

Cordula Janowski leistete hervorragende Recherchierarbeit. Das zeigt sich nicht nur im Text, sondern auch im Anhang. Und besonders erfreulich ist, dass sie sich vom internationalen Thema dazu beflügelt fühlte, einen Blickwinkel einzunehmen, der über Deutschland hinaus reicht. Was mich weniger begeisterte ist der Stil dieses Leitfadens. Als ob die Autorin potenzielle Bewerber auf den Geist verbürokratisierter Organisationen einstimmen wollte, wählt Cordula Janowski eine Form, die bereits im Inhaltsverzeichnis an eine Dissertation erinnert. Grosse Lust auf die Lektüre weckt sie damit nicht.

Teil I, überschrieben mit "Wissenswertes über eine Traumkarriere", behandelt Grundsätzliches für eine erfolgreiche Bewerbung, sowie fachübergreifende Einstiegsoptionen und Förderprogramme. Will man allerdings wissen, wie konkrete Bewerbungsunterlagen aussehen sollten, muss man diese Informationen anderswo beschaffen. Teil II gibt Auskunft über Einstiegsoptionen bei internationalen Organisationen. Die zahlreichen Abkürzungen werden zum Glück im ausführlichen Anhang erklärt. Der Anhang gehört ohnehin zu Schmuckstücken dieses speziellen Bewerbungsratgebers.

Mein Fazit: Noch immer einige früheren Kontakte zu internationalen Organisationen pflegend, weiss auch ich, dass solche Bewerbungs-Lehrbücher notwendig geworden sind, um auf normalem Weg eine Stelle zu finden. Ich bedauere das sehr. Wer sich von bürokratischen Abläufen nicht abschrecken lässt und seine Chancen erhöhen will, wird der Autorin für ihre Recherchierarbeit dankbar sein. Stil und Umfang dieses Leitfadens sind bereits eine Einstimmung auf den heutigen Geist, der durch den Überbau solcher Organisationen weht.