27.09.2006

Keith Shadwick: Led Zeppelin

von Eckhard Fürlus

The Story Of A Band And Their Music 1968-1980.

Aus seiner ganz persönlichen, fundierten Sicht hat Keith Shadwick die Bedeutung der Band Led Zeppelin unterstrichen und ein großartiges Buch geschrieben.

Nach umfangreichen Büchern über The Beatles, The Beach Boys, Grateful Dead, Bob Marley, die Zeitschrift Rolling Stone, Hip Hop und Techno, The Art Of Rock und Hevy Metal Album Covers präsentiert der Olms Verlag nun das definitive Werk über die wichtigste britische Band der 70er Jahre.

Der in London lebende Autor Keith Shadwick hat ein Buch über die Geschichte der britischen Band Led Zeppelin geschrieben, das bei Backbeat Books erschienen ist und seit Februar dieses Jahres über die Edition Olms Zürich auch in Deutschland vertrieben wird. Auf 320 eng beschriebenen Seiten, eingeteilt in 17 Kapiteln mit weiteren Unterkapiteln, spannt Shadwick einen Bogen von den Yardbirds und den daraus entstandenen New Yardbirds über das Newport Festival, zahlreichen Amerika-Tourneen des Blei-Zeppelins sowie den Schallplatten- und Filmaufnahmen bis hin zum Tod des Schlagzeugers John Bonham und damit zum Ende der Band.

Um es gleich vorwegzunehmen: die Gruppe Count Five - unter den von den Yardbirds beeinflußten US-amerikanischen Bands der 60er Jahre war sie die wichtigste; unvergessen bleibt ihr Song "Psychotic Reaktion", der u. a. von den Cramps gecovert wurde - wird in diesem Buch nicht erwähnt, und die Incredible String Band kommt nur einmal an einer Stelle vor. Gleichviel. Das von Keith Shadwick verfaßte Buch über Led Zeppelin ist so gründlich recherchiert und informativ, daß diese beiden Nebenaspekte, die andernorts aufgearbeitet sein mögen, in diesem Fall vernachlässigt werden können.

  • Jimmy Page

The Yardbirds waren eine der ersten wirklich wichtigen britischen Rockbands; sie lösten die Rolling Stones als Hausband des Crawdaddy Clubs in Richmond, Surrey, ab. Drei der bedeutendsten Gitarristen, Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page, waren Mitglieder dieser Band. Page hatte den Yardbirds von 1966 bis 1968 angehört, zunächst als Bassist, dann als Gitarrist. Aus dieser Phase stammen Songs wie "Over Under Sideways Down", das von indischer Musik inspirierte "White Summer" und das psychedelische "Happenings Ten Years Time Ago", das an Experimentierfreudigkeit nichts zu wünschen übrig ließ und ein Scheunentor aufstieß in Bereiche, in denen sich dann Jahre später Gruppen wie Sonic Youth ansiedeln konnten.

Nach der Auflösung der Yardbirds formierten sich die New Yardbirds aus Jimmy Page, dem Sänger Robert Plant, dem Schlagzeuger John Bonham und dem Bassisten und Keyboarder John Paul Jones. Am 14. September 1968 spielten sie zum ersten Mal unter dem Namen New Yardbirds in Kopenhagen. Von Keith Moon, dem Schlagzeuger der Who, heißt es, er habe den Namen Led Zeppelin für die Band um Jimmy Page ins Spiel gebracht, einen Ausdruck, den er und Bandkollege John Entwistle benutzten, um einen schlechten Auftritt zu beschreiben: Der Ausspruch "going down like a lead zeppelin" war ein running gag. Jimmy Page und seine Formation übernahmen diesen Ausdruck als Bandnamen, verzichteten allerdings auf das "a", damit es nicht "leed zeppelin" ausgesprochen würde.

Jimmy Page begann bereits mit 12 Jahren mit dem Gitarrenspiel und hat sich das Spiel auf dem Instrument - von einigen Gitarrenstunden einmal abgesehen - selbst beigebracht. Zu den für ihn wichtigsten Einflüssen gehören die Rockabilly Gitarristen Scotty Moore und James Burton, ferner Elmore James und B. B. King. Von Mike Leander von Decca Records erhielt Page das Angebot einer regelmäßigen Arbeit als Studiomusiker. Zu seinen bekannteren Beiträgen aus dieser Zeit gehören die Songs "As Tears Go By" von Marianne Faithfull, "Baby Please Don't Go" und "Here Comes The Night" von Them sowie die Zusammenarbeit mit Nico, John Mayall, Eric Clapron und Chris Farlowe für das Immediate Records Label. Auf der Doppel-CD Hip Young Guitar Slinger - Jimmy Page And His Friends sind die meisten der zwischen 1962 and 1966 entstandenen Aufnahmen dokumentiert.

Für Led Zeppelin arbeitete Jimmy Page als Gitarrist, Komponist und Produzent. Legendär ist seine Gitarrenarbeit bei den Songs "Whole Lotta Love", "You Shook Me", "In My Time Of Dying", "Your Time Is Gonna Come", "Black Mountain Side" und "Bron-Yr-Aur". Sein Gitarrensolo in dem Song "Stairway To Heaven" wurde vom Guitar World Magazin zum "greatest solo of all time" gekürt.

Seit mehreren Jahren engagiert sich Jimmy Page in dem 1998 von seiner Frau Jimena Gomez-Paratcha gegründeten Action for Brazil's Children Trust.

Das Ende für Led Zeppelin kam 1980 mit dem plötzlichen Tod des Schlagzeugers John Bonham. Eigenen Aussagen zufolge hat Jimmy Page nach diesem Ereignis mehrere Jahre lang keine Gitarre angefaßt. Erst fünf Jahre später spielten die verbliebenen Led Zeppelin Mitglieder zusammen mit Phil Collins und Tony Thompson beim Live Aid Konzert. Aus der MTV Konzertreihe Unplugged entstand die CD "No Quarter: Jimmy Page and Robert Plant Unledded". Seit mehreren Jahren engagiert sich Jimmy Page in dem 1998 von seiner Frau Jimena Gomez-Paratcha gegründeten Action for Brazil's Children Trust (ABC Trust); für diese Arbeit wurde Page 2005 von Queen Elizabeth II. mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet.

Der Verfasser der jetzt vorliegenden, überaus sorgfältig erarbeiteten Led Zeppelin Chronik, Keith Shadwick, hat bereits eine Jimi Hendrix Monographie geschrieben und mit der Biographie Bill Evans - Everything Happens To Me sowie mit dem Guinness Book Of Classical Composers klargestellt, daß es sich bei ihm nicht bloß um einen Gitarren- resp. Gitarristen-Afficionado handelt, sondern daß er sich auch im Jazz und in der Klassischen Musik bestens auskennt. Mit seiner Materialfülle und seinem Detailreichtum setzt das Buch von Shadwick neue Maßstäbe. Wer bisher die Geschichte der Band Led Zeppelin lediglich aus Zeitschriftenartikeln und dem unsäglichen, von Richard Cole und R. Trubo verfaßten Buch "Led Zeppelin - Stairway To Heaven. Licht und Schatten am Rock-Himmel" kannte - Richard Cole war von 1968 bis 1980 Led Zeppelins Tourmanager und hatte mit seinem Buch vor allen Dingen sich selbst ein Denkmal gesetzt - erfährt bei der Lektüre dieses Buches, was Led Zeppelin zu einer einzigartigen Gruppe werden ließ, die sich aus der Menge der übrigen Rockgruppen heraushebt und bis heute ihren Einfluß auf die Entwicklung der Rockmusik ausübt. Aus seiner ganz persönlichen, fundierten Sicht hat Keith Shadwick die Bedeutung der Band Led Zeppelin unterstrichen und ein großartiges Buch geschrieben.