30.03.2006

The Angels Are Calling

von Eckhard Fürlus

Zum Tod von Nikki Sudden.

Die Kompositionen zu seinen Alben schienen Nikki Sudden wie im Schlaf zuzufallen [...]

Nikki Sudden ist tot. Der Sänger, Gitarrist, Produzent und Songschreiber starb am 26. März 2006 im Hotel in New York am Morgen nach einem Konzert, das er in dem New Yorker Club The Knitting Factory gegeben hatte. Gründe für das Ableben des Musikers wurden nicht mitgeteilt, und schon drängen sich Titel aus seinen Schallplatten und CDs wie The Only Boy In Heaven oder Up There In Heaven auf. Nikki Sudden wurde nur 49 Jahre alt.

Geboren wurde Nikki Sudden als Adrian Nicholas Godfrey am 19. Juli 1956 in London. Angeregt durch die Musik von T. Rex, gründete Nikki Sudden 1972 mit zusammen mit seinem Bruder Epic Soundtracks - bürgerlich Kevin Paul Godfrey - die Gruppe The Swell Maps, eine avantgardistische Band, die heute als Wegbereiter von Lo-Fi und Art Rock und als Vorläufer von Gruppen wie Sonic Youth oder The Swans gilt. Epic Soundtracks starb bereits 1997 unter bis heute nicht geklärten Umständen.

Bekannter wurde Nikki Sudden mit der Guppe Jacobites, die er 1984 mit Dave Kusworth gründete. Mit Dave Kusworth spielte er etliche Alben ein, darunter Jacobites (1984), Lost In A Sea Of Scarves (1985) und Robespierres's Velvet Basement (1985), Old Scarlet (1995) und God Help Us Poor Sinners (1998). Die Kompositionen zu seinen Alben schienen Nikki Sudden wie im Schlaf zuzufallen, melancholische Songs über einen Elizabethan Balladeer, über die Französische Revolution, den Son Of A French Nobleman und Liebeslieder wie Heart Of Hearts und I Am Just A Broken Heart. Zu den schönsten Soloalben von Nikki Sudden gehören The Bible Belt (1983) und die LP Texas, die 1986 auf dem Label "What's So Funny About ..." von Alfred Hilsberg erschien. Unvergessen sind und bleiben seine Konzerte, die stets am untersten Preislimit von 5,- bis 10,- Mark angesiedelt waren.

Seine größten Fangemeinden hatte Nikki Sudden in England, Deutschland und Italien. Nach Hamburg und Frankfurt am Main wurde Berlin sein bevorzugter Wohnort. In Berlin sah ich Nikki Sudden auf mehreren Konzerten im Loft im Metropol, im SchokoLaden und im Bastard in der Kastanienallee. Seit 2000 wurde Nikki Sudden von der Gruppe The Last Bandits auf seinen Konzerten begleitet. Das CD-Label Secretly Canadian hatte erst in den vergangenen Jahren zehn Alben von Nikki Sudden wiederveröffentlicht; ein neues Soloalbum mit dem Titel "The Truth Doesn't Matter" war gerade fertiggestellt worden, und ein Konzert mit der Band Jacobites, das für den 29. März 2006 geplant war, geriet nun zu einem Abschiedskonzert.



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Wer sich über Nikki Sudden und Dave Kusworth informieren will, sei auf die beiden folgenden links hingewiesen:

www.myspace.com/nikkisudden
www.twintone.com/sudden.html