bob dylan
07.01.2009

Bob Dylan - Real Moments

Autor/en: Barry Feinstein

Bilder zum Singen gebracht

von Werner Fuchs

Als bekennender Dylan-Fan habe ich selbstverständlich viele Bilddokumentationen über diesen Ausnahmekünstler. Und auch wenn jede mit kleinen Perlen und großen Überraschungen aufwartet, ist mir diese am liebsten, weil Barry Feinstein zu den ganz großen Fotografen zählt. Warum dem so ist, lässt sich in einem Satz des Vorworts am besten erklären. "Jeder kann eine Kamera in die Hand nehmen, sich ein Motiv suchen und abdrücken. Aber nicht jeder kann ein Bild zum Singen bringen."

Nach wie vor halte ich an der Auffassung fest, dass Kunst etwas Überzeitliches an sich haben muss. Daher freut es mich, wenn Twens der Handygeneration von diesen Schwarz-Weiß-Aufnahmen ebenso ergriffen werden wie ich. Wo und wann Barry Feinstein den Blick für gewisse Dinge entwickelt hat, sei irrelevant, schreibt Bon Neuwirth in seinem Vorwort. Jedenfalls nicht in einem Kurs oder Seminar. Vielleicht waren es wirklich die Motorradtouren durch die südkalifornische Wüste. Denn die Aufnahmen von Barry Feinstein zeichnen sich auch durch die Kunst des Weglassens aus, durch Raum für die Umgebung, durch das Spannungsfeld von Weite und Nähe. Und daher ist das große Format nicht bloß eine editorische Marotte. Wenn eine Fotografie Platz braucht, dann hat sie hier Anspruch auf eine Doppelseite, was in der Horizontalen über einen halben Meter ergibt.

In diesem fantastischen Bildband finden sich vor allem Fotos einer Tournee, die Bob Dylan 1966 durch verschiedene Städte führte. Eine Tour, die auch deshalb in die Geschichte einging, weil es die erste "elektrische" war. Da die Bilder für sich selber sprechen, hält sich Barry Feinstein mit seinen Kommentaren zurück. Entweder steht nur der Ort der Aufnahme oder ein paar wenige Zeilen zu den Umständen. Mehr braucht es nicht. Zumal Dylan-Fans die Hintergrundinformationen ohnehin schon kennen.

Mein Fazit: Ein Bildband, der uns Bob Dylan in Momenten zeigt, die anderen Fotografen entgehen. Und ein Bildband, der seinen Betrachtern auch viel über die Kunst an sich erzählt, über das Weglassen und Erfassen des Wesentlichen.