28.02.2008

Corporate Language

Autor/en: Armin Reins

Von Meistern und ihren Werken

von Werner Fuchs

Hans-Peter Förster, auf dessen einer Schulter Armin Reims steht, schickte mir vor geraumer Zeit ein anlagenbeladenes Mail. In einem Ton, der die eigenen Theorien bezeichnenderweise überhaupt nicht berücksichtigt, befahl mir Förster, das Wort "Corporate Wording" schleunigst von meiner Internetseite zu entfernen. Sonst... Und nun lese ich im Buch von Armin Reins, gleich unter "Dank", ebenso gewichtige Copyright-Hinweise. Geschützt sind die Begriffe "CL-Sprach-Stilgruppen", "CL-Sprachbank", "CL-Manual", "CL-Farbmethode", "CL-Sprachpositionierung", "CL-Sprachzwiebel", "CL-12-Schritte-Methode", "CL-Copy-Check". Für "Corporate Language" erhielt der die Besitzerrechte offenbar nicht. Lieber Kollege Reims, ich finde es unsäglich, wenn Handwerker ihre Arbeitsuntensilien mit juristischen Bannflüchen belegen. Die Minimalstrafe ist der Abzug eines Sterns.

Copy hin - Right her, der Inhalt ist nicht neu. Aber neidvoll muss ich gestehen, dass Armin Reins ein Verpackungskünstler Christo'schen Ausmasses ist. Daher erkennt der staunende Leser plötzlich Strukturen, Formen und Gesetzmässigkeiten, die ihm vorher nicht bewusst waren. Zumindest nicht in dieser Klarheit. Und wo seine eigene Wortgewalt nicht ausreicht, verstärkt sie Reins durch Bilder, Beispiele, Farben und schöne Gestaltung. Toll gemacht. In der Schweiz gäbe das einen ADC-Würfel. Eine weitere Auszeichnung steht Armin Reins zudem für Verdienste um den Nachwuchs zu. Denn seine Warnungen vor lustiger und origineller Sprücheklopferei sind eindringlich und logisch abgefedert. Aber da Reins kein Anhänger der schwarzen Pädagogik ist, ermutigt er die Leser zur Nachahmung seiner Lehre, ohne sie leider genügend darauf hinzuweisen, wie wichtig das Üben ist. Aber das werden sie früh genug selber merken.

Einem Autor die Höchstnote trotz bestem Inhalt, schönster Verpackung und schlagendster Beispielsammlung wegen läppischer Begriffsbesetzungen zu verweigern, hat den Ruch von Kleinkrämerei. Wäre es auch, würden mich Alpha-Tierchen mit grossem Sendungsbewusstsein nicht so nervös machen. Aber was Armin Reins an Selbstlob in sein Buch einfliessen liess, weicht schon beinahe die Druckerschwärze auf. Und so kommt ganz zum Schluss, was nach 388 Seiten nicht zu erwarten war: ein grottenschlechter Text. Was unter der Headline "Über den Autor" folgt, widerspricht allem, was vorher gepredigt wurde. In der Sprache eines Beipackzettels erfährt der Leser, welch tollem Hecht er in den letzten Stunden zuhören durfte. Weil ich genau das nicht hören will und weil mich auch die neurowissenschaftlichen Ausflüge von Reins wenig überzeugten, bleibe ich bei meinen vier Sternen und damit bei der Kleinkrämerei.

Mein Fazit: Eine Texterfibel, die ich allen gerne weiterempfehle, denen das Erlernen eines schönen Handwerks so wichtig ist, dass ihnen einige lästigen Makel des Lehrmeisters egal sind. Armin Reims gehört ohne Zweifel zu den Künstlern seines Fachs und kann sein Wissen auch in nachvollziehbarer Form weitergeben. Man muss Künstler nicht zwingend mögen, um ihre Werke zu bewundern.