20.06.2007

Henry Moore und die Landschaft / Imaginary Landscapes

von Eckhard Fürlus

Das Haus am Waldsee in Berlin zeigt Skulpturen und graphische Arbeiten von Henry Moore

© Eckhard Fürlus
Für mich bleibt Henry Moore einer der größten Bildhauer des 20. Jahrhunderts.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt

Unter der Schirmherrschaft von Altbundeskanzler Helmut Schmidt wurde am 21. Juni 2007 die Ausstellung „Henry Moore und die Landschaft / Imaginary Landscapes“ im Haus am Waldsee in Berlin eröffnet. Mit 35 plastischen Arbeiten aus Bronze und Gips und 50 graphischen Arbeiten aus dem Spätwerk des Künstlers, von denen ein großer Teil zum ersten Mal in Deutschland zu sehen ist, knüpft die künstlerische Leiterin des Hauses, Katja Blomberg, ganz bewußt an eine Ausstellung Henry Moores an, die an gleicher Stelle im Jahr 1951 gezeigt wurde.

Es gibt in Deutschland wohl kaum einen Ort, der besser für diese Ausstellung geeignet ist als die Villa am See, mit dem Park und dem Amphitheater. Alles zusammen ergibt eine ideale Kulisse für die beiden großformatigen Skulpturen von Henry Moore, die im Rahmen dieser Ausstellung als Leihgaben im Garten vor dem Waldsee aufgestellt wurden. Im Erdgeschoß des Hauses sind die kleineren Plastiken zu sehen; die obere Etage ist weiteren Skulpturen und vor allem den graphischen Arbeiten vorbehalten.

1951 präsentierte das Haus am Waldsee das Frühwerk Moores aus den 30er und 40er Jahren; in der diesjährigen, zusammen mit der Henry Moore Foundation in Perry Green erarbeiteten Schau liegt der Fokus auf dem Spätwerk der im Dialog mit der englischen Landschaft konzipierten und im wesentlichen für das Freigelände entstandenen Skulpturen. Ein Großfoto in der Ausstellung zeigt einen Ausschnitt der englischen Landschaft, in der Henry Moore gelebt und gearbeitet hat. Katja Blomberg hat darauf hingewiesen, daß Moore bei seiner bildnerischen Arbeit nicht vom menschlichen Körper ausgeht, von dem dann abstrahiert würde. Holzstücke, Knochen und Steine sind das Ausgangsmaterial, das Henry Moore mit Gips ergänzt und zu Figuren vervollkommnet, die mitunter an antike Flußgötter oder an mexikanische Großplastiken erinnern.

  • Henry Moore, ©
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Katja Blomberg unterstreicht den aufklärerischen Aspekt dieser Ausstellung. Henry Moore, so sagt sie, sei bei jungen Kunsthistorikern kaum noch bekannt. Dabei war eine Arbeit des englischen Künstlers, die vor dem Bundeskanzleramt in Bonn aufgestellten „Large Two Forms“, eine Zeit lang allabendlich in den Nachrichtensendungen zu sehen. Altbundeskanzler Helmut Schmidt erinnert sich an diese Zeit und schreibt im Katalog über seine Freundschaft mit Henry Moore und über die Skulptur „Large Two Forms“: „Sie erinnerte mich spontan an unser geteiltes Land und die natürliche Geste der Zusammengehörigkeit. Sie orientiert sich an den Formen von Knochen und Gelenken und führt ihren für Moore so wichtigen Landschaftsraum mit sich.“ Wie viele andere Großplastiken, so entstand auch „Large Two Forms“ in der Gießerei Hermann Noack in Berlin-Friedenau.

Für Helmut Schmidt soll die Ausstellung nachfolgende Generationen mit einem der großen europäischen Künstler vertraut machen: „Für mich bleibt Henry Moore einer der größten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, ein wichtiges Glied in dem sich immer wieder erneuernden kulturellen Kontinuum Europas, zu dem ebenso die Meister der italienischen Renaissance – die Moore geliebt hat – wie Bach und Beethoven gehören. So wie wir selbstverständlich Shakespeare oder Shaw in unseren Theatern spielen, so wird Moores Kunst ein Teil von uns selbst bleiben. Er hat mit seinen Skulpturen über alle Grenzen hinweg an den Kern des Daseins gerührt, der zwischen Werden und Vergehen in der Natur jedes Einzelnen steckt.“

Die Ausstellung „Henry Moore und die Landschaft / Imaginary Landscapes“ ist noch bis zum 21. Oktober 2007 im Haus am Waldsee in Berlin zu sehen. Der Eintritt in die Ausstellung kostet 5,- bzw. 3,- Euro. Der prächtige Katalog „Henry Moore und die Landschaft / Imaginary Landscape“ enthält Beiträge auf Deutsch und Englisch von Helmut Schmidt, Anita Feldman Bennet, Katja Blomberg, Beate Kemfert und Irene Tobben; er ist im DuMont Literatur und Kunst Verlag in Köln erschienen und kostet 29,90 Euro. Weitere Informationen zu dieser Ausstellung und dem umfangreichen Begleitprogramm kann man im Internet unter www.hausamwaldsee.de abrufen.