03.09.2006

Kunstwerke, aus Schmutz gefertigt

von Eckhard Fürlus

Eisen als Bau- und Kunstmaterial zur Schinkelzeit

Im Rahmen der Ausstellungsreihe Kulturland Brandenburg 2006 präsentiert das Kunstgußmuseum Lauchhammer eine Ausstellung über die Verwendung von Eisen als Bau- und Kunstmaterial zur Schinkelzeit. Der vollständige Titel dieser von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung geförderten Ausstellung, die am 1. September eröffnet wurde, lautet "'Kunstwerke, aus Schmutz gefertigt' - Karl Friedrich Schinkel und die Ästhetik des Eisens".

Karl Friedrich Schinkel (13.3.1781 Neuruppin/Brandenburg - 9.10.1841 Berlin) war Architekt, Stadtplaner, Maler, Bühnenbildner, Kunstgewerbler, Lehrer und Kunsttheoretiker. Er hat den Klassizismus in Preußen entscheidend geprägt und gilt als der bedeutendste Baumeister des 19. Jahrhunderts in Berlin und Brandenburg. Die von ihm entwickelte Formsprache wurde beispielgebend für viele Architekten. Zu seinen Arbeiten gehören der Pomonatempel auf dem Pfingstberg in Potsdam, die Neue Wache Unter den Linden in Berlin, das Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt in Berlin, die Nikolaikirche in Potsdam, die Bauakademie in Berlin und das Schloß Babelsberg in Potsdam. Seiner Doppelbegabung als Architekt und Maler entstammen seine Arbeiten als Bühnenbildner und Innenarchitekt sowie zahlreiche Gemälde, von denen einige in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen sind. Berühmt wurde sein Entwurf des Sternenhimmels für die Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart.

  • Der Gartenhof in Glienicke,
    Gemälde nach Wilhelm Schirmer.

Auslösendes Moment für den Wunsch des Schülers Karl Friedrich Schinkel, Architekt zu werden, war der Besuch einer Ausstellung mit Architekturzeichnungen von Friedrich Gilly. Nach dem Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster studierte Schinkel an der Berliner Bauakademie von 1799 bis 1802 Architektur und wurde Schüler und Freund des Architekten Friedrich Gilly. 1803 unternahm Schinkel eine Italienreise, die ihn u. a. nach Rom führte und in deren Verlauf er Wilhelm von Humboldt kennenlernte.

Die nun gezeigte Ausstellung "Kunstwerke, aus Schmutz gefertigt" dokumentiert Schinkels bislang wenig bekannte Verwendung von Eisen als Werkstoff, für den sich der Architekt bei der Realisierung seiner Entwürfe für Möbel, Pokale, Leuchter, Säulenständer, Schalen und Vasen begeistern konnte. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberg, das Luisendenkmal in Gransee, das Eiserne Kreuz als Auszeichnung für die Helden der Befreiungskriege gegen Napoleon, figürliche und dekorative Eisenarbeiten, Schmuckgitter und zahlreiche Grabmale gehen auf Zeichnungen von Karl Friedrich Schinkel zurück.

Die Leistungen der englischen Ingenieure namentlich bei den Gußeisenkonstruktionen englischer Industriehallen, die Schinkel 1826 auf einer Reise nach England kennenlernte, beeindruckten in derart, daß er zu einem der preußischen Pioniere für die gußeisernen Bauelemente wurde. Die Kuppelkonstruktion des Alten Museums am Lustgarten in Berlin ist ein Beispiel für Schinkels Verwendung von Eisen als konstruktives Material im Bereich des Hochbaus.

Die kunstgewerblichen Arbeiten Karl Friedrich Schinkels haben die Zeitläufe überdauert und werden heute wieder produziert. In Lauchhammer werden sie zum ersten Mal in einem größeren Zusammenhang gezeigt. Petra Kabus entwickelte die Idee zu dieser Ausstellung; Kuratorin ist die Kunsthistorikerin Susanne Kähler. Die Lauchhammer Schau dokumentiert die unterschiedliche Verwendung des Eisens. Zu sehen sind neben Architekturmodellen auch originale Bauteile, kunstgewerbliche Gegenstände und graphische Arbeiten. Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen, die auf 48 Seiten einen Überblick über das gesamte Thema vermittelt und zum Preis von 5,- Euro über das Kunstgußmuseum erworben werden kann.

Gruppenführungen durch die Kunstgießerei Lauchhammer sind an Freitagen nach Voranmeldung möglich. Weitere Informationen erteilt das Kunstgußmuseum Lauchhammer, Grünhauser Straße 19, 01979 Lauchhammer, unter der Telefonnummer 03574.86 01 66.