30.11.2004

Notizen eines Kerzenhändlers - Folge 30

von Nils Röller

Fädenzieher und Rahmensetzer
Kerz hat Zeich sagen hören, dass eine Generation den Anschluss an die politische Verantwortung verloren hat, er fragt sich, ob er dazu gehört und entdeckt, dass er nicht sagen kann, wer oder was seine Generation ist. "Das ist es eben", erwidert ihm Zeich. "Du bist so unpolitisch, dass Du Dich noch nicht einmal innerhalb einer Generation Fürsprecher gewonnen hast". Kerz beschliest deshalb sich über seine Generation zu informieren und lässt sich Bücher empfehlen, die er verzettelt und Karten anlegt und damit so beschäftigt ist, dass er keine Zeit findet, die anderen, Zeich, Schelm oder Ku und Mo anzurufen.

Was einen Menschen wirklich ausmacht
"Regungen, die sich zwecklos und ohne Berechnung ohne Gedanken von Erfolg und Beeinflussung, auf einen anderen, auch auf einen unbekannten Menschen beziehen".
(Elias Canetti in: Hitler, nach Speer – Grösse und Dauer)

Phänomen Hitler
"Zu einer wirklichen Erfassungen dieses Phänomens sind neue Mittel unerlässlich. Man muss sie gewahren, heranholen und verwenden, wo immer sie sich bieten. Die Methode zu einer solchen Untersuchung kann noch nicht bestehen. Die Strenge der Fachdisziplinen erweist sich hier als Aberglaube. Was ihnen entschlüpft, ist eben das, worauf es ankommt. Eine unzerteilte Anschauung des Phänomens selbst ist oberste Voraussetzung. Jede Arroganz des Begriffs, wo immer sonst er sich bewährt haben mag, ist schädlich"
(Elias Canetti in: Hitler, nach Speer – Grösse und Dauer).

Resonanzwolke
"Ich höre ... sehr gerne, verzerrte Sounds..., weil der Sound anfängt, wiederum eine eigene Schwingung zu erzeugen. Du hast den Klang, wie er ist, du kannst ihn auch noch identifizieren, aber der macht sozusagen noch mal einen eigenen Sound oben drauf. Das ist ähnlich wie bei Resonanzen. Hendrix ist eigentlich extrem resonant, trotzdem ist da irgendwo da die Melodie, und du kennst sie auch oder hörst sie raus. Es gibt aber noch mal eine Schwingung drüber, und die verdoppelt sich unter Umständen noch mal, so dass es eine Resonanzwolke gibt. ... ist ein musikalischer Effekt, wenn es im mittigen Bereich knistert, wenn es diese Verzerrung gibt, die zum Teil sogar rhythmisch ist, die hat eigene Bewegungen, das heisst, du hast einen Sound, der seine Bewegung macht, du hast eine Resonanz, die vielleicht darüberliegt, du hast einen Raum, in dem der Klang stattfindet, und dann hast du noch diese Verzerrungen. Und wenn das zusammenkommt mit anderen Sounds, dann ist das wie mehrere Musiken..., also mehrere Sachen laufen gleichzeitig..."
(Jan St. Werner in: doku/fiction)

Bier
"Es gab Lichttönungen, die an das Gründ zarter Moospelze erinnerten, es gab die Farbe gefüllter Bierflaschen, Nuancen zwischen Reseda und Smaragd..."
(Piontek, Heinz in: Akzente)

Licht
"Kehren wir zum elektrischen Licht zurück. Ob das Licht nun bei einem gehirnchirurgischen Eingriff oder einem nächtlichen Baseballspiel verwendet wird, ist vollkommen gleichgültig. Man könnte behaupten, dass diese Tätigkeiten in gewisser Hinsicht der 'Inhalt' des elektrischen Lichts seien, da sie ohne elektrisches Licht nicht sein können. Diese Tatsache unterstreicht nur die Ansicht, dass das Medium die Botschaft ist', weil eben das Medium Ausmass und Form des menschlichen Zusammenlebens gestaltet und steuert...Das elektrische Licht entzieht sich der Betrachtung als Kommunikationsmedium nur deswegen, weil es ohne 'Inhalt' ist. Gerade das macht es zu einem sehr wertvollen Nachweis dafür, wie manche Menschen bei der Untersuchung der Medien am Ziel vorbeischiessen. Denn bevor nicht das elektrische Licht dazu verwendet wird, den Namen irgendeines Markenartikels in Buchstaben zu zeigen, beachtet man es nicht als Medium. Dann wird aber nicht das Licht, sondern der 'Inhalt' (oder das, was in Wirklichkeit ein anderes Medium ist) beachtet. Die Botschaft des elektrischen Lichts wirkt wie die Botschaft der elektrischen Energie in der Industrie extrem gründlich, erfasst alles und dezentralisiert. Denn elektrisches Licht und elektrischer Strom bestehen getrennt von ihren Verwendungsformen, doch heben sie die Faktoren Zeit und Raum im menschlichen Zusammenleben genauso auf wie das Radio, der Telegraf, das Telefon und das Fernsehen und schaffen die Voraussetzungen für eine Beteiligung der Gesamtperson"
(McLuhan, Marshall: Understanding Media)

Hotels
"You can tell a good hotel by the fact that when you have any sort of room service the hotel employee when he enters never looks at you… it is almost Japanese, the way they don't stare… A person on the the brink of a psychotic breakdown could be restored by few days in an authentic first-class hotel, with its twenty-four hour room service and shops; believe me".
(Dick, Philip K. in: We can build you, p. 159)