12.11.2004

Engagement und Eigenverantwortung

von Eckhard Fürlus

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat sich die Rettung sanierungsbedürftiger Kirchen in Ost und West zur Aufgabe gemacht

"Rettet unsere Kirchen" heißt eine von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufene Aktion. Ziel dieser bundesweiten Kampagne, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz unterstützt wird, ist der Erhalt gefährdeter Gotteshäuser in Deutschland, d. h. viele wertvolle Dorfkirchen, Kapellen und Stadtkirchen mit einer Spendenwerbung vor dem Verfall, Verkauf oder Abriß zu retten und zu bewahren. Zu diesem Thema lud die Stiftung Denkmalschutz zu einer Pressekonferenz in die Johanniskirche in Berlin-Tiergarten.

"Die mit Tränen säen / werden mit Freuden ernten" steht in großen Lettern am Portal der Johanniskirche in Alt-Moabit. Hier startete die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am 1. Dezember 2004 mit einer Pressekonferenz ihre Aktion "Rettet unsere Kirchen". Professor Dr. Gottfried Kiesow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Dr. Jakob Johannes Koch, Kulturreferent der Deutschen Bischofskonferenz, Thomas Begrich, Leiter Finanzen des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Burghard Preusler, Bauamtsleiter der Diözese Fulda, und Gerhard Eichhorn, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, betonten auf dieser Veranstaltung die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns zur Rettung und Bewahrung der Kirchen und standen während der Pressekonferenz Rede und Antwort.

Eine allgemeine rückläufige Zahl der Mitglieder in den Kirchengemeinden insgesamt und der bis 1989 staatliche verordnete Atheismus im Osten Deutschlands - dies sind wohl die wichtigsten Gründe für die finanzielle Misere sowohl der Evangelischen als auch der Katholischen Kirche in Deutschland. Bürgerliches Engagement, neue Spenderkreise und eine Bündelung der verschiedenen Initiativen sind gefragt, um eine kontinuierliche Pflege der schadhaften Denkmäler in Gang zu setzen und zu gewährleisten und über den Fördermechanismus auch die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken.

  • Denkmalschutz, ©
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Die Kirche als Institution ist nach Meinung von über 70 Prozent der Bundesbürger nicht nur in der Seelsorge gefordert; [...]

Die Kirche als Institution ist nach Meinung von über 70 Prozent der Bundesbürger nicht nur in der Seelsorge gefordert; sie soll auch weiterhin Träger sozialer Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime, Schulen oder Beratungsdienste sein, Werte vermitteln und sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Kirchenbauten sind das Herz unserer Städte und Dörfer. Auch heute. Sie sind nicht nur für die Kirchengeschichte, sondern auch für die Lokal- und Kulturgeschichte von herausragender Bedeutung. Stirbt eine Kirche, stirbt eine kleine Weltgeschichte. Kirchliche Architektur veranschaulicht auf einzigartige Weise die Epochen der Vergangenheit in den jeweiligen Baustilen. Kirchenbauten gehören zum Erbe der gesamten Bevölkerung und stehen allen interessierten Besuchern offen.

Bundesweit gelten immer mehr historische Kirchenbauten als baulich gefährdet. Unter den aktuellen Umständen ist die kirchliche Denkmalpflege in Deutschland massiv bedroht. Die öffentlichen Mittel für den Erhalt von Kirchenbauten sind in den vergangenen Jahren in Deutschland um 20 Prozent zurückgegangen. Rückgängige Mitgliederzahlen in den Gemeinden und der Wegfall der Kirchensteuern gefährden die Gotteshäuser in allen Regionen Deutschlands. Ihr Erhalt wird immer schwieriger. Immer mehr Notrufe erreichen die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, um den unwiederbringlichen Verlust der Gotteshäuser zu verhindern.

[...] besonders betroffen sind die Gründerzeitkirchen im Ruhrgebiet.

Standen in den letzten Jahren vor allem die kleinen Dorf- und Stadtkirchen in den östlichen Bundesländern im Blickpunkt öffentlichen Interesses, sind es nun zunehmend auch Kirchenbauten in den westlichen Städten. Von 2130 Kirchen in Berlin und Brandenburg sind 500 bis 600 akut bedroht. In Sachsen-Anhalt stehen 95 Prozent der rund 2000 evangelischen Kirchen unter Denkmalschutz; 190 dieser Kirchen sind dringend sanierungsbedürftig. Nahezu jede fünfte Kirche in Sachsen ist gefährdet. Im Bereich der Pommerschen Landeskirche sind 60 von 430 Kirchen akut vom Verfall bedroht. Der Landeskirchenbaudirektor der Evangelischen Kirche von Westfalen warnt davor, daß dringende Maßnahmen zur Substanzsicherung an den kirchlichen Baudenkmälern nicht mehr durchgeführt werden können. Anträge auf Abriß sind nicht mehr auszuschließen; besonders betroffen sind die Gründerzeitkirchen im Ruhrgebiet. Fördermittel der Erzdiözese Köln wurden von 1990 bis 2002 um 90 Prozent reduziert, das heißt von 5,39 Millionen DM im Jahr 1990 auf 270 000 Euro im Jahr 2002. Die Tendenz für die kommenden Jahre ist weiterhin rückläufig.

Zu den Beispielen für die erfolgreiche Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gehören die Elisabeth-Kirche und die Parochialkirche in Berlin, die Französische Kirche in Potsdam, der Dom in Halle, die Herderkirche in Weimar, die Dorfkirche in Plänitz aus dem Jahr 1709 ebenso wie die Kirche in Seena in Sachsen-Anhalt, die bis 1999 dem Verfall preisgegeben war und im Rahmen einer Spendenaktion mit 360 000 Euro wieder hergestellt werden konnte. Informationen zur Aktion "Rettet unsere Kirchen" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sind im Internet abrufbar unter www.rettet-unsere-kirchen.de.

Jeder noch so kleine Beitrag hilft und ist willkommen. Zwei Beispiele mögen veranschaulichen, wie und auf welche Weise geholfen werden kann. So ermöglicht eine Spende von 50 Euro die Herstellung von zehn Formsteinen nach historischem Vorbild. Eine Spende von 100 Euro hilft eine etwa ein Meter große Öffnung eines Kirchendaches zu schließen.

Spendenkonto:
Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Dresdner Bank AG, Bonn
Kontonummer: 55 555 00
Bankleitzahl: 37080040
Referenznummer / Verwendungszweck: 120005X380007 Kirchen