15.09.2008

„Das Ziel war, unsere Entwicklungskompetenzen im Bereich alternative Antriebssysteme zu zeigen“

von Annegret Kempf

TUXAMOON: Die Geländewagenstudie “Mila Alpin” hat für große Aufmerksamkeit beim Autosalon in Genf gesorgt. Gibt es mittlerweile eine Kooperationsvereinbarung mit einem Automobilhersteller oder ein deutliches Interesse, auf Ihre innovative Plattform aufzusetzen?

Mag. Bernd Oberzaucher, MAGNA STEYR Fahrzeugtechnik AG & Co KG: Mehrere Automobilhersteller haben Interesse an unserem Konzeptfahrzeug gezeigt - aktuell gibt es noch keine Kooperationsvereinbarung mit einem OEM.

TUXAMOON: Geländewagen sind in, auch bei manchen, die es gar nicht so sehr auf steile Wege zieht. Wieso sind die großen Automobilhersteller auf diesem Kontinent nicht selbst auf die Idee gekommen, einen Geländewagen zu bauen, der auch in Verbrauch und Emissionsausstoß attraktiv ist?

Mag. Bernd Oberzaucher: Es gibt bereits von Toyota Serienfahrzeuge mit Hybridtechnologie - beispielsweise den RX300. Aus unserer Sicht werden auch in weiteren SUV-Segmenten entsprechende Modelle erwartet.

TUXAMOON: Ist es denkbar, dass Sie den Mila Alpin mit variabler Optik für verschiedene Hersteller bauen werden?

Mag. Bernd Oberzaucher: Mila Alpin ist ein „neutrales“ Konzeptfahrzeug, das im Design OEM-spezifische Adaptionen zulässt.

TUXAMOON: Beim BMW X3 fertigen Sie die Autos nach den Bauplänen der BMW-Ingenieure. Warum sind Sie beim Mila Alpin selbst erfinderisch aktiv geworden?

Mag. Bernd Oberzaucher: Generell war das Ziel, unsere Entwicklungs-Kompetenzen im Bereich Styling, alternative Antriebssysteme und Allrad in einer Studie, die nicht von einem Automobilhersteller beauftragt wurde, zu zeigen.

TUXAMOON: Für welche alternative Antriebsart ist der Mila Alpin nach aktuellem Stand am besten geeignet?

Mag. Bernd Oberzaucher: In der aktuellen Version favorisieren wir einen Hybridantrieb mit einem Lithium-Ionen-Batteriespeichersystem.

TUXAMOON: Wie viele Emissionen lassen sich mit Ihrer Technologie einsparen?

Mag. Bernd Oberzaucher: Die Emissionswerte liegen unter 100 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer.

TUXAMOON: Wie sind Sie auf Ihre umweltfreundliche Lösung für Geländewagen gekommen, die noch dazu nicht extrem teuer in der Herstellung werden soll - das ist doch eher eine Aufgabe zum Zähne-Ausbeißen?

Mag. Bernd Oberzaucher: Die Kombination, mit einem Geländewagen in der unberührten Natur mit minimalem Schadstoffausstoß zu fahren, war unsere Herausforderung. Die modulare Bauweise des Mila Alpin erlaubt mannigfaltige Kombinationen von Antriebssystemen - durch die Berücksichtigung schon in der Entwicklungsphase kann die Herstellung günstiger erfolgen als bei nachträglich integrierten Lösungen.

TUXAMOON: Wann könnten Sie frühestens mit der Serienfertigung von Geländewagen beginnen, die auf Ihrer Plattform aufsetzen?

Mag. Bernd Oberzaucher: Hängt von einem konkreten Auftrag ab!

TUXAMOON: In welchen Gegenden und auf welchem Untergrund ließen sich die Mila-Alpin-Geländewagen fahren?

Mag. Bernd Oberzaucher: Die Steigfähigkeit beträgt 100 Prozent oder 45 Grad - das heißt, der Mila Alpin ist ein kompakter „echter Offroader“ mit alternativen Antriebsmöglichkeiten.

TUXAMOON: Werden Sie das Auto gegebenenfalls auch dann bauen, wenn keiner Ihrer potenziellen Interessenten „anbeißt“?

Mag. Bernd Oberzaucher: Nein - Magna ist einer der größten Automobilzulieferanten der Welt, Magna Steyr verfügt daher über keinen Endkundenvertrieb, beziehungsweise kein Händlernetz. Aus strategischer Sicht würden wir unseren OEM-Kunden Konkurrenz machen, was nicht unser Ziel sein kann!