30.04.2008

BMW flirtet mit Spartechnologien

von Annegret Kempf

Vollhybridisierung als Luxus-Gipfel der Effizienz

„Würde man den von uns eingesparten Kraftstoff in Strom umwandeln, könnte man damit 780 000 Menschen ein Jahr lang versorgen“
- BMW-Vorstand Norbert Reithofer

Was würde aus den durch Öl reich gewordenen Scheichtümern, den texanischen Ölbaronen und russischen Mega-Öllieferanten, inklusive der sie beratenden Ex-Politiker, wenn Luxuswagen in absehbarer Zeit emissionsfrei durch die Welt fahren würden - angetrieben von einem erneuerbaren und leistungsfähigen, diversifizierten Energiemix? Was wird aus den Spaß-, Power- und Prestige-Fahrern, wenn Emissionsarmut zunehmend durch Energiesparen erreicht werden soll, was traditionell zugleich Leistungsverzicht bedeutet?

Von den Edelmarken des Globus und insbesondere aus Süddeutschland war zum Thema Ökoauto jahrelang nicht viel zu vernehmen. Dabei waren gerade die Autobauer aus Bayern mit dem „B“ im Firmennamen gar nicht träge darin, ihre Edelfahrzeuge zukunftsfähig zu entwickeln. Der aktuelle BMW 525i beispielsweise verbraucht 33 Prozent weniger als sein Urahn aus dem Modelljahr 1982. Zugleich wurde seine Abgasqualität um rund 95 Prozent verbessert, während sich seine Leistung um 45 Prozent steigerte.

Doch dem Image von BMW hätte es lange Zeit nicht genutzt, sondern vielleicht sogar geschadet, in die erst seit kurzem von Luxus- und Sportlichkeits-Freaks nicht mehr belächelte „Green Car“-Ecke gesteckt zu werden, statt vornehmlich mit Design zu werben. Jetzt ist man in München jedoch stolz auf all die Auszeichnungen, die mit dem Maßnahmenbündel „Efficient Dynamics“, das immer noch weiter ausgebaut wird, eingeheimst werden. Man zeigt sie gerne vor und hat beispielsweise auch auf dem Autosalon 2008 in Genf, der erstmals einer „Grünen Woche“ ähnelte, genießerisch auf den hauseigenen Vorsprung gegenüber direkten Konkurrenten und auch gegenüber manchen Prestigefahrzeugen des Energiespartrends verwiesen.

Für 2008 hat die europäische Autoindustrie einen Flottenwert von 140 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß pro Kilometer zugesagt. Ende April 2008 liegt der Durchschnittswert deutscher Neuwagen mit 170 Gramm pro Kilometer noch kräftig darüber. Anders bei BMW: Der Flottenverbrauch der Group wird nach eigenen Angaben 2008 um 25 Prozent unter dem Wert von 1995 liegen. Das Unternehmen ist stolz darauf , dass es ihm „trotz überdurchschnittlich großer Marktanteile in höheren Fahrzeugsegmenten“ damit gelungen sei, „jene Verbrauchsreduzierung zu erreichen, die der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) in seiner Selbstverpflichtung zur CO2-Reduzierung für die Gesamtheit aller Fahrzeuganbieter angekündigt hatte“. Anders als bei vielen Konkurrenten, ist bei BMW die Kohlendioxid-Emission schon jetzt nicht nur bei Fahrzeugen des Kleinwagen- und Kompaktsegments – zumindest nominal – deutlich runtergebremst. Lange Autobahn-, anstelle von vielen Stadtfahrten, könnten die realen Werte natürlich verändern, wobei die Ausgangsbasis, und damit das Einsparpotenzial, dann immer noch eine bessere als bei manchen vergleichbaren „dicken Brummern“ ist.

  • BMW, ©
  • BMW, ©
  • BMW, ©
  • Klicken Sie auf ein Bild um alle 5 Bilder in voller Grösse zu sehen.

TUXAMOON nimmt Fakten und Perspektiven des Hauptschuldigen der Einsparerfolge, der BMW Efficient Dynamics, in leistungsstarken Luxusautos unter die Lupe.

Wo lässt sich Energie einsparen, ohne die Fahrdynamik zu gefährden?

Begriff für biegsame Zungen

Seit Februar 2007 kennt die autoverbundene Öffentlichkeit den Begriff „Efficient Dynamics“ aus der Werbung als Antwort auf die Kritik an der Fahrzeugrange der Bayerischen Motorenwerke und auf die Frage nach dem Umgang eines Herstellers aus dem Premiumbereich mit der Klimadebatte, in der am liebsten einfache Lösungen diskutiert werden.

Der zungebrecherische Begriff steht für ein Innovationsprogramm, das Burkard Götschel, damals Technikvorstand bei BMW, 2002 in Auftrag gab. Zielstellung: „Wo lässt sich Energie einsparen, ohne die Fahrdynamik zu gefährden?“

Flotte und fahrdynamische Fahrzeugflotte

Fahrdynamik war lange Zeit ein Pseudonym für mehr PS. Jedes bisschen Mehr an Luxus und Sicherheit bedeutete eine kräftige Gewichtszunahme in den immer größer werdenden Autos: Klimaanlage, Airbags, ESP und elektrisch verstellbare Sitze tragen auf. Ein immer größer werdender Verbrauch war die Bilanz dieser Genießerattribute.

Seit Mitte der 1990er Jahre wendet sich der Trend. Bei BMW baute man effizienzsteigernde Technik als Einzelmaßnahmen zunächst in die absatzstärksten Modelle ein, um somit den größten Gesamteffekt zu erreichen. Beispielsweise triumphiert der BMW 118d im Kompaktsegment mit dem Verbrauchs-Traumwert von 4,5 Litern je 100 Kilometer im EU-Testzyklus und einem Kohlendioxid-Ausstoß von 119 Gramm pro Kilometer. Dabei beschleunigt sein 105 kW/143 PS starker Vierzylinder-Dieselmotor in neun Sekunden von null auf 100 Kilometer.

Kein anderer Hersteller setzt serienmäßig und in der ganzen Flotte so sehr auf verbrauchsreduzierende Lösungen.
- Ian Robertson

Ian Robertson, Mitglied des Vorstands der BMW AG, bei der Auto China Beijing 2008, am 20. April 2008, zur Strategie EfficientDynamics: „Es geht darum, den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen unserer Fahrzeuge zu senken - kurzfristig, mittelfristig und für die ferne Zukunft. Kein anderer Hersteller setzt serienmäßig und in der ganzen Flotte so sehr auf verbrauchsreduzierende Lösungen. EfficientDynamics kombiniert Effizienz mit Leistung: Viele unserer Fahrzeuge mit EfficientDynamics weisen niedrigste Verbrauchswerte und Emissionen auf - das aber kombiniert mit besten Fahrleistungen.“

Das Maßnahmenbündel umfasst mehrere Schritte. Robertson: „In der aktuellen, ersten Stufe stehen verbrauchssenkende Maßnahmen rund um den Verbrennungsmotor im Fokus. Das heißt, wir optimieren unsere Motoren - und zwar sowohl Benzin-, als auch Dieselaggregate.
EfficientDynamics vereint verschiedene innovative Maßnahmen zur Elektrifizierung - darunter die einzigen elektronischen Wasserpumpen der Industrie, die nur bei Bedarf in Betrieb sind. Wir optimieren das gesamte Energiemanagement im Fahrzeug. Wir verwenden Leichtbau-Komponenten aus Magnesium und Aluminium.“
Im BMW 1er seien verschiedene Maßnahmen vereint, die den Kraftstoffverbrauch senken. Robertson: „Die Wirkung von EfficientDynamics entsteht durch das Zusammenspiel dieser Maßnahmen - das lässt sich mit einem Dominospiel vergleichen.“

Den Gewinner des Spiels erwartet, dem Vorstandmitglied zufolge, fast emissionsfreies Fahren: „Langfristig entwickeln wir Antriebsarten, die ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Unser BMW Hydrogen7 mit Wasserstoff-Antrieb ist auf diesem Gebiet ein absoluter Vorreiter.“ Bis es soweit ist, dass der Hydrogen massenhaft alltagstauglich wird, muss jedoch die nötige Infrastruktur bereitstehen, also Wasserstoffproduktion in großem Stil betrieben werden und ein ausreichendes Tankstellennetz aufgebaut sein.

24 mal öffnen sich die Türen zur CO2-Spar-Bescherung

Folgende 24 Serien-Modelle der BMW Group mit einem CO2-Ausstoß von maximal 140 Gramm pro Kilometer sind dem Hersteller zufolge im Jahr 2008 schon zu haben:

- BMW 116i 5-Türer (122 PS und 139 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 116i 3-Türer (122 PS und 139 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 118i 5-Türer (143 PS und 140 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 118i 3-Türer (143 PS und 140 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 118d 5-Türer (143 PS und 119 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 118d 3-Türer (143 PS und 119 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 120d 5-Türer (177 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 120d 3-Türer (177 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 120d Coupé (177 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 123d 5-Türer (204 PS und 138 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 123d 3-Türer (204 PS und 138 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 123d Coupé (204 PS und 138 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 318d Limousine (143 PS und 123 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 318d Touring (143 PS und 125 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 320d Limousine (177 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 320d Touring (177 PS und 131 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 320d Coupé (177 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 520d Limousine (177 PS und 136 g/km CO2-Ausstoß)
- BMW 520d Touring (177 PS und 140 g/km CO2-Ausstoß)
- MINI One (95 PS und 128 g/km CO2-Ausstoß)
- MINI Cooper D (110 PS und 104 g/km CO2-Ausstoß)
- MINI Cooper (120 PS und 129 g/km CO2-Ausstoß)
- MINI Cooper Clubman (120 PS und 138 g/km CO2-Ausstoß)
- MINI Clubman D (110 PS und 109 g/km CO2-Ausstoß)

Die Palette erweitert sich ständig: Beispielsweise mit dem BMW 320d Cabrio, dem BMW 1er Cabrio (seit März 2008) und dem BMW 125i Coupé und Cabrio, die auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf vorgestellt wurden, kommen im Laufe des Jahres noch mehr effiziente Autos aus der Luxusschmiede auf den Markt.

Beim Offenfahren mit dem 320d Cabrio verbraucht man laut EU-Norm 5,3 Liter je 100 Kilometer und führt der Umwelt 140 Gramm CO2 pro Kilometer zu. Mit 177 PS beschleunigt der Vierzylinder-Dieselmotor in 8,6 Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde.

In der Oberklasse überraschen nicht nur die oben aufgeführten Umweltwerte des 520d Touring, sondern auch sein Verbrauch von 5,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern.

Evolution statt Revolution

Bis zu 20 Prozent Kraftstoff spart das Efficient Dynamics-Bündel, auch wenn seine Einzelteile die Welt nicht aus den Angeln heben, das Gesamtpaket aber doch den BMW-Globus der Verbrauchswerte und Emissionen zunehmend in Bewegung bringt. Es besteht aus folgenden Komponenten:

  • Eine Direkteinspritzung der zweiten Generation, die Benzin im Otto-Motor extra mager verbrennt. Und zwar in einem deutlich breiteren Drehzahlband als bei den Direkteinspritzungen der ersten Generation, also dort, wo die Fahrer im Alltag am häufigsten unterwegs sind.
  • Eine effizientere Kraftübertragung im Getriebe wird mit Leichtbauelementen kombiniert. Beispiele sind die BMW Aluminium-Fahrwerke, der Leichtmetall-Vorderwagen der 5er- und 6er-Modelle, sowie die Thermoplast-Seitenwand und das Kohlefaser (CFK-)Dach des BMW 6er-Coupés. Aluminium, Magnesium und Kunststoffe bewirkten im Motorenbau Gewichtseinsparungen.
  • Die Lichtmaschine wird abgekoppelt, wenn sie nicht gerade dringend gebraucht wird.
  • Eine Start-Stopp-Automatik schaltet den Motor vor der roten Ampel ab. Bei Fahrzeugen mit Handschaltgetriebe wird die abschaltbare Automatik aktiv, sobald der Wagen steht, der Leerlauf eingelegt ist und der Fahrer den Fuß vom Kupplungspedal nimmt. Kupplung treten und ersten Gang einlegen genügen, um sofort wieder startklar zu sein. Laut Hersteller, sind im reinen Stadtverkehr damit Einsparungen bis zu 20 Prozent möglich, und im EU-Gesamtzyklus ein Verbrauchsvorteil von rund drei Prozent.
  • Bremsenergie wird zurückgewonnen und erwirtschaftet so weitere drei Prozent Verbrauchsreduzierung. Die durch die Bremswirkung des Motors entstehende Energie wird teilweise zur Stromerzeugung genutzt. Die Starterbatterie wird größtenteils im Schubbetrieb des Motors geladen. Ohne Kraftstoffverbrennung wird die Spezial-Batterie bei jedem Bremsvorgang gratis genährt. Obwohl er mehr Leistung bereitstellt, verbraucht der Motor so weniger Kraftstoff. Im Jahr 2008 verfügen alle Modelle der BMW 6er, BMW 5er, BMW 3er und BMW 1er Reihe, sowie die Modelle BMW X6 und BMW X5, über die Bremsenergie-Rückgewinnung.
  • Die Aerodynamik wird durch Steuerung der Luftklappen in der Fahrzeugfront optimiert, was sich besonders bei hohem Tempo als Spareffekt auswirkt: Müssen Motor und Bremsanlage nicht so stark gekühlt werden, schließen sich die Klappen automatisch, der Luftwiderstand wird dadurch verringert und etwa ein Prozent vom Verbrauch runtergeschraubt.
  • Eine Schaltpunktanzeige für Sprit sparendes Fahren zeigt mit Hilfe von Pfeilsymbolen im Instrumentendisplay den jeweils günstigsten Zeitpunkt zum Hoch- oder Herunterschalten in den idealen Gang an.
  • Die Reifen sind rollwiderstandsreduziert.
  • Durch bedarfsgerechte Lenkunterstützung werden beim Verbrauch zwei Prozent eingespart: Bei der elektrischen Servolenkung Electric Power Steering (EPS) liefert eine elektrische Pumpe, unabhängig vom Motor, nur dann Druck, wenn der Fahrer lenkt.
  • Bedarfsgeregelte Nebenaggregate sorgen für mehr Motorleistung und weniger Verbrauch, beispielsweise zwei Prozent Einsparung bei den neuen BMW Sechszylindermotoren. Die Pumpen fördern in den Motoren immer nur so viel Öl oder Kühlwasser, wie gerade benötigt. Die vom Motor abgekoppelte, elektrische Kühlmittelpumpe, die nur ein Zehntel der für konventionelle Pumpen erforderlichen Energie zur Leistungsaufnahme einfordert, läuft etwa beim Kaltstart  nicht, damit der Motor schneller seine Betriebstemperatur erreicht.
  • Der Kompressor wird beim Ausschalten der Klimaanlage durch eine zusätzliche Kupplung am Riementrieb komplett vom Motor abgekoppelt, wodurch der Leistungsverlust im „Aus“-Zustand fast auf Null runtergefahren wird.
  • Die neuen BMW Dieselmotoren mit vier und sechs Zylindern sind sparsamer, leichter und drehfreudiger geworden. „Schuld“ sind motorinterne Maßnahmen, wie die Einführung der Common-Rail-Hochdruckeinspritzung der dritten Generation, oder die Verbesserung von Gemischbildung, Verbrennung und Luftführung. Durch das Kurbelgehäuse aus Aluminium ist der Vierzylindermotor 20 Kilogramm leichter geworden.
  • Mittelfristige Planung: Weitere Elektrifizierung des Antriebsstrangs bis hin zur Vollhybridisierung.

Vorbehalt: Leider weist der Einsatz-Globus dunkle Flecken auf: Das Gesamtpaket der EfficientDynamics-Maßnahmen wird bei Benzinmotor-Fahrzeugen vorerst nur auf jenen Märkten erhältlich sein, in denen schwefelfreier Kraftstoff zur Verfügung steht – also in Europa, Neuseeland und Japan. Etwa in den USA und weiten Teilen Asiens beschränkt sich BMW bis zur flächendeckenden Verfügbarkeit ausreichender Kraftstoff-Qualitäten auf Motoren mit VALVETRONIC. Der Autobauer betont, dass auch diese Antriebseinheiten einer ständigen Weiterentwicklung unterliegen und somit einen wirkungsvollen Beitrag zur Reduzierung der Verbrauchs- und Emissionswerte leisten. Die BMW Innovation VALVETRONIC regelt die Öffnungsdauer und die Steuerzeit der Ventile stufenlos und in Abhängigkeit von der Gaspedalstellung. Damit ermöglicht die VALVETRONIC eine weitgehend drosselfreie Laststeuerung, die die Vorgänge beim Ladungswechsel sehr präzise regelt und so eine besonders effiziente Nutzung des Kraftstoffs und ein deutlich besseres Ansprechverhalten des Motors erzielt. 2001 kam es mit der Einführung der vollvariablen Ventilsteuerung VALVETRONIC zu einem technologischen Sprung. Zum ersten Mal seit der Erfindung des Ottomotors wurde die Drosselklappe überflüssig. Das Ergebnis: Eine Verbrauchsreduzierung um bis zu zehn Prozent im EU-Testzyklus.

Dieser Motor ist der sauberste Dieselmotor mit der sportlichsten und besten Performance in der Welt.
- Norbert Reithofer

Fortschritt: BMW-Vorstandschef Norbert Reithofer am 29. April 2008 zum Ausbau des Wettbewerbsvorsprungs bei der Reduzierung von Verbrauch und Emissionen über die gesamte Flotte: „Dazu wird natürlich auch die Einführung der ersten Modelle mit „BMW Advanced Diesel with BluePerformance“ im Herbst in den USA beitragen.“

Der mit BluePerformance ausgestattete X5 und der 335d werden in allen 50 US-Bundesstaaten angeboten und sollen die hohen Anforderungen des US-Marktes in Bezug auf die Senkung von Emissionen wie CO2 erfüllen. Die Fahrzeuge sind mit Drei-Liter-Reihen-Sechszylinder-Dieselmotor mit Variable Twin Turbo Technologie (Stufenaufladung) ausgestattet. Reithofer: „Ein spektakuläres Triebwerk, das einzigartig ist. Dieser Motor ist der sauberste Dieselmotor mit der sportlichsten und besten Performance in der Welt.“

Zwischen Hollywood und Wasserstoff-Träumen

Langfristig setzt die BMW Group auf den Einsatz von aus regenerativen Energiequellen erzeugtem Wasserstoff zur Nutzung im Verbrennungsmotor, um Benzin als Energieträger zu ersetzen, und betreibt seit rund 20 Jahren Entwicklungen in diesem Bereich.

Der BMW Hydrogen 7, die weltweit erste Wasserstoff-Luxuslimousine für den Alltagsverkehr, ist bereits auf den Straßen unterwegs, wenn auch aufgrund seiner begrenzten Stückzahlen und der alles andere als flächendeckenden Versorgung derzeit noch eher als Showgefährt zu sehen. Zunächst wurde eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen produziert, die Wasserstofftechnologie komplett integrieren und mit Komfortausstattung kombinieren. Hollywood-Stars wie Richard Gere, Sharon Stone, Brad Pitt und Angelina Jolie lassen sich zu großen Events im BMW Hydrogen 7 vorfahren. Seit Ende April 2008 gehört auch Star-Kameramann Michael Ballhaus ebenso wie der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering zu den Testfahrern des Autos, die damit Kohlendioxid- (CO2-) Emissionen verringern wollen. Seit 2007 wird der BMW Hydrogen 7 an ausgewählte Vertreter aus den Bereichen Lifestyle, Politik und Wirtschaft übergeben.

Weitere Nulllösungen sind der Süddeutschen Zeitung (19.03.2008) zufolge gefragt: Für den Stadtverkehr sei bei BMW ein Auto geplant, das keine Schadstoffe ausstößt. Es könnte mit einem Elektromotor fahren und im Jahr 2012 erhältlich sein, möglicherweise als eine vierte Marke neben BMW, Mini und Rolls-Royce. Zusätzlich entwickle man neuartige Dienstleistungen für den Verkehr in Metropolen.

[...] wird die Einsparung [...] rund 150 Millionen Liter Kraftstoff betragen.

Hunderttausende Tonnen CO2 seit 2006 weniger verpustet

2008 werden allein in Europa, nach Angaben von Norbert Reithofer, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, voraussichtlich mehr als 800 000 BMW-Fahrzeuge mit EfficientDynamics-Maßnahmen verkauft werden. Schon bei 700 000 verkauften Autos wird die Einsparung der gesamten neu verkauften BMW-Fahrzeugflotte in Europa gegenüber dem Jahr 2006 rund 150 Millionen Liter Kraftstoff betragen. Umgerechnet in CO2 bedeutet dies eine Einsparung von 373 000 Tonnen.

Verglichen mit den 13 anderen absatzstärksten Anbietern nahm die BMW Group, mit Blick auf die in der Europäischen Union neu zugelassenen Automobile, 2006 den Spitzenplatz bei der Reduzierung der CO2-Werte unter den deutschen Herstellern und unter den international agierenden Premium-Fahrzeugbauern ein. Dies geht aus einer im November 2007 veröffentlichten Untersuchung der unabhängigen European Federation for Transport and Environment (T & A) hervor.

Die Umweltbemühungen werden nicht nur national, etwa mit dem „Grünen Lenkrad“ der Bild am Sonntag, sondern auch global gewürdigt: Beispielsweise der BMW 1er wurde Anfang 2008 in den Vereinigten Staaten zum „World Green Car of the Year“ gekürt. Die Erträge der baureihenübergreifenden Bemühungen EfficientDynamics wurden auch vom Environmental Defense Report in den USA aufgeführt. Die unabhängige Studie zum Kraftstoffverbrauch der zwischen 1990 und 2005 in den USA verkauften Neufahrzeuge resümiert, dass die BMW

Group deutlich mehr als jeder andere Hersteller die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen vorangetrieben hat. Der bayerische Autobauer verringerte den CO2-Ausstoß seiner Fahrzeugflotte im untersuchten Zeitraum um 12,3 Prozent, während sich die Absatzzahlen in den USA vervierfachten. Der in dieser Rangliste zweitplatzierte Hersteller weist im Vergleich eine Abschwächung des CO2-Ausstoßes um drei Prozent vor. Die von der BMW Group über alle Baureihen hinweg erzielte Reduzierung der Verbrauchs- und Emissionswerte wird betont.

Kein K.O. der Konkurrenz

Salopp ausgedrückt, macht bei BMW mit EfficientDynamics auch Kleinvieh Mist. 373 000 Tonnen eingesparter Kohlendioxid-Ausstoß klingen beeindruckend, alle „Ists“ und „Kanns“ der Sparpotenziale der verschiedenen Maßnahmen von Mini, über 1er- und 3er-BMW, in Dieseln und Benzinern zusammengerechnet. „ Würde man den von uns eingesparten Kraftstoff in Strom umwandeln, könnte man damit 780 000 Menschen ein Jahr lang versorgen“, rechnet BMW-Vorstand Norbert Reithofer vor.

Strahlend blau sieht man auch beim Sternen-Konkurrenten Mercedes die Zukunft, mit „BlueEfficency“. Auch dort geht es um gar nicht so anders geartete Detail-Pflege, wobei die Start-Stopp-Automatik nur selten zum Einsatz kommt. Als BlueEfficiency-Versionen gehen in Stuttgart auch Autos durch, die schwerpunktmäßig auf eine längere Antriebsübersetzung und Reifen mit weniger Rollwiderstand setzen. Interessante Instrumente der Schwaben sind das rekuperative Bremsystem, eine Öko-Lenkung, die ihre Pumpleistung der Fahrsituation anpasst, sowie eine Schalt- und Verbrauchsanzeige im Cockpit.

Der musikalischen Hit-Ecke entlehnt, scheint der Oberbegriff für die gesamte CO2-Strategie von Mercedes: „TrueBlueSolutions“ kennzeichnen den Griff nach den Sternen der emissionsfreien Mobilität. Der Umweltschutz beginnt hier mit der Entwicklung eines Automobils und endet mit seiner Zerlegung und Weiterverwertung. Auf der im September 2007 auf der IAA in Frankfurt verkündeten „Roadmap to the Future“ sind 19 Modelle in Richtung Zukunft unterwegs, vom Smart mit Start-Stopp-Technik über verschiedene Hybridantriebe in Mercedes-Limousinen und –Geländewagen bis hin zum Diesotto-Motor und der Brennstoffzelle.

Ende 2007 war Mercedes, dem Entwicklungsvorstand Thomas Weber zufolge (SZ, 28.04.2008), mit der Gesamtheit seiner Modelle bei 178 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer, bis 2015 werde die Marke unter 140 Gramm pro Kilometer liegen. Dieses Ziel soll auch durch eine Hybridisierung der größeren Fahrzeuge erreicht werden.

Norbert Reithofer, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, betonte im Frühjahr 2008 auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf, dass EfficientDynamics „nicht nur in ein oder zwei Öko-Sondermodellen“ eingesetzt werde, sondern in der Breite der gesamten Flotte wirke. Reithofer: „EfficientDynamics ist heute ein klarer Wettbewerbsvorteil für uns. Und ich bin sicher: Das wird auch in den kommenden Jahren so sein“.

Man sei „weiter als der Wettbewerb“, „Benchmark in unserer Branche“ und beim Klimaschutz „Best in Class“.

Auch jenseits des Fahrens setze BMW Standards. So sei der Energieverbrauch pro gefertigtem Fahrzeug 2007 um 4,1 Prozent gesunken. Die CO2-Emissionen in der Produktion habe man im vergangenen Jahr um 10,6 Prozent gesenkt. Beim Abwasser seien pro Fahrzeug seit 2003 fast 35 Prozent eingespart worden.

Andere Hersteller picken sich bei den Themen Verbrauch und Umwelt Vorzeigemodelle heraus. Bei dem Rest der Flotte sieht es manchmal gar nicht so gut aus. Siehe Toyota, das mit seinem Prius zum Synonym für zukunftsgewandtes Fahren geworden ist. Doch der neue Toyota Auris 2,2 D-Cat beispielweise, ein Fahrzeug mit hohem Verkaufsvolumen, leistet 177 PS und stößt 164 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Luft. Der BMW 120d emittiert bei identischer Leistung 129 Gramm CO2 auf gleicher Strecke und liegt damit unter dem von der Europäischen Union für 2012 angestrebten Grenzwert.

EfficientDynamics als Vision mit Solardach

Hybrid und Wasserstoff gehören ebenfalls zu den Zukunftskomponenten von EfficientDynamics. 2009 kommt der erste BMW Hybrid auf den Markt.

In ein paar Jahren könnten BMW-Fahrer nach dem Willen der Vorstandschaft mit einem Fahrzeug unterwegs sein, das dem in Genf 2008 als Idee präsentierten BMW Vision EfficientDynamics ähnelt. Bei ihm wird erstmals ein Vierzylinder-Dieselmotor mit einem Hybrid-Getriebe kombiniert, wodurch es nur 6,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen soll. Der Kohlendioxid-Ausstoß, von BMW-Vorstandsmitglied Klaus Draeger in Genf als „revolutionär“ bezeichnet, soll allerdings bei immerhin noch 172 Gramm pro Kilometer liegen. Einzelne Elemente des Konzeptfahrzeugs sollen in immer mehr Modellen eingesetzt werden.

Der Vision EfficientDynamics basiert konzeptionell und im Design auf dem aktuellen BMW X5. An ihm soll gezeigt werden, wie ein großes Sports Activity Vehicle (SAV) Verbrauchswerte erreichen könnte, die normalerweise eher bei Fahrzeugen der Kompaktklasse zu erwarten sind. Die Konzeptstudie sieht vor, den Zwei-Liter-großen Vierzylinder-Dieselmotor mit dem Aufladesystem Variable Twin Turbo Technologie zu kombinieren. Ergebnis soll der weltweit erste Diesel mit einer spezifischen Leistung von mehr als 100 PS pro Liter Hubraum sein.

Beim Anfahren und Beschleunigen kommt ein 15-Kilowatt-leistender Elektromotor als Unterstützung zum Einsatz. Ein Lithium-Ionen-Akku speichert die elektrische Energie und versorgt das Bordnetz.

Das erste deutsche Achtgang-Automatikgetriebe, das BMW zusammen mit ZF entwickelt, soll die Leistung ohne Verluste auf die Straße bringen.

Ein Solardach erzeugt die Energie, mit der das Getriebeöl erwärmt wird. Ineffiziente Kaltstarts könnten damit der Vergangenheit angehören.

Neuartige Aerodynamik-Felgen haben die Aufgabe, die Turbulenzen am Rad zu reduzieren.

Das große Rennen um Hybrid

„Allein die Berichterstattung in den Medien wird bewirken, dass die Hybridtechnologie im Automobilbau bald nicht mehr wegzudenken sein wird.“
- Max Mosley

Die BMW Group entwickelt zusammen mit ihrem Kooperationspartner Mercedes Car Group Hybrid-Komponenten nach einem Baukastenprinzip. So ist jeder Hersteller in der Lage, einzelne Komponenten daraus zu verwenden und sie im Sinne von „Best of Hybrid“ für seine Fahrzeuge maßgeschneidert einzubauen.

Damit sind die zwei süddeutschen Markenhersteller rechtzeitig auf den immer schneller rollenden Hybrid-Zug aufgesprungen. 2009 werden in den Formel 1-Autos erstmals Elektromotoren zum Speichern der Bremsenergie und zur Unterstützung bei der Beschleunigung eingesetzt werden. Dass damit dem Hybridantrieb endgültig zum Durchbruch verholfen werden dürfte, wurde im März 2008 bei der European Ele-drive Transportation conference EET-2008 des wissenschaftlichen und öffentlichen Forums International Advanced Mobility Forum IAMF betont.

Max Mosley, Präsident der Fédération International de l’Automobile FIA und des Patronatskomitees IAMF/EET-2008: „Allein die Berichterstattung in den Medien wird bewirken, dass die Hybridtechnologie im Automobilbau bald nicht mehr wegzudenken sein wird.“ Die extrem hohen Anforderungen der Formel 1 würden allerdings hinsichtlich Gewicht und Aerodynamik ganz andere Hybridsysteme erfordern als Alltagsfahrzeuge.

  • Top Model Nadja Auermann mit ihrem BMW Hydrogen 7

Die deutschen Hersteller müssen jedoch dran bleiben mit ihren Hybrid-Ambitionen und ihrem Vorantreiben der kleinen, leichten, haltbaren und besser zu ladenden Lithium-Ionen-Batterien, die bislang noch nicht allzu weit kommen, ohne ans Netz gehängt zu werden: Allen Zweifeln an der bislang erreichten Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Lithium-Batterien zum Trotz, verkündete der chinesische Batterie- und Autohersteller BYD, dass er sein Hybridauto F3 DM, das gut 100 Kilometer elektrisch fahren soll, noch in diesem Jahr in China auf den Markt bringen will.

„Build Your Dreams“ (BYD) Auto mit seinen 60 000 Beschäftigten stellte auf dem Genfer Autosalon 2008 den BYD F3-DM vor. Bislang eher bekannt für die Ähnlichkeit seines Logos mit dem BMW-Logo und beispielsweise des BYD F8 mit dem Mercedes CLK, schickt sich das chinesische Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge eine Führungsposition in der Herstellung von Batterien und Akkus inne hat, an, bei Hybrid-Autos, deren Elektroantrieb eine größere Reichweite hat, die Nase vorn zu haben.

Der F3-DM der Träumebauer aus dem Reich der Mitte verspricht den Wechsel zwischen rein elektrischem und gemischtem Antriebsmodus. Ein 20-kWh-Akku aus 100 Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen zu 60 Ah versorgt einen 50-kW-Elektromotor für eine Fahrstrecke von 110 Kilometern mit Energie. Für längere Strecken schaltet sich ein 50-kW-Benzinmotor zu. Der Fahrzeugakku kann wahlweise über das 230V-Netz oder den Fahrzeuggenerator geladen werden.

Die Bayerischen Motorenbauer müssen also auch im Rennen um die Hybrid-Pioniertat Effizienz und Dynamik beweisen: Gerade die großen BMW-Autos sind auf inspirative Hybrid- und Batterie-Fortentwicklungen angewiesen, damit sie auf langen Strecken nicht durch schwere Doppelmotoren und gewichtsteigernde Batterien gegenüber sparsamen Dieselmotoren das Nachsehen haben. Denn der genormte EU-Durchschnittsverbrauch rechnet einen hohen Anteil Stadtfahrten und wenige zügige Autobahnfahrten ein. In der Modellrechnung hat also der Hybrid Vorteile, auch wenn er bei Langstreckenfahrten die Umwelt stärker belastet, sofern seine Doppelmotoren und Batterien beträchtliches Gewicht auf die Waage bringen. Ideal wäre es, wenn er auch in der Praxis – effizient und dynamisch – die Nase vorne hätte. Und das möglichst bald.

Webseite BMW »