Eine Million Autogas-Fahrzeuge rollen über Deutschlands Straßen: Das prognostiziert zumindest der Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie für das Jahr 2020. Mit entlastenden Folgen für die Umwelt: Rund 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid würde diese Flotte jährlich dem Klima ersparen.
Flüssiggas boomt: Zum Jahresbeginn waren rund 162.000 Autos mit Flüssiggasantrieb beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg registriert, ein halbes Jahr später waren schon fast eine Viertelmillion gemeldet. Im Januar waren insgesamt nur 0,6 Prozent aller PKW, das waren 232.000 Autos, als Nutznießer alternativer Kraftstoffe verzeichnet.
Autogas ist deutschland- und weltweit Marktführer unter den alternativen Kraftstoffen – sein Preis ist nicht an den von Erdöl gekoppelt. Umrüsten lohnt sich vor allem für Vielfahrer und für Autos mit hohem Benzinverbrauch.
Nachrüstung zahlt sich schnell aus
Eine weiche und schonende Verbrennung, geringer Lärm, leiser Motor mit längerer Lebensdauer, seltener zu wechselnde Zündkerzen und kurze Amortisationszeiten überzeugen immer mehr Autofahrer von einer Umrüstung auf LPG, während an den Tankstellen die Benzin- und Dieselpreise täglich neue Rekordhöhen anstreben.
Angenehmer Nebeneffekt: Jedes Autogas-Fahrzeug spart bei einer jährlichen Fahrleistung von 35.000 Kilometern rund 1,19 Tonnen Kohlendioxid (CO2) ein. Verglichen mit Diesel und Erdgas (CNG) ist der CO2-Ausstoß zwar um zwei beziehungsweise zwölf Prozent höher. Dennoch können moderne Gasanlagen die EURO4-Grenzwerte deutlich unterschreiten und gleichzeitig die Treibhausgase reduzieren. Sie arbeiten wie Benzineinspritzsysteme.
Gegenüber Benzin ist Autogas bei der Verminderung von Abgasschadstoffen, die nicht gesetzlich limitiert sind, auf der Siegerstraße: Etwa bei den schädlichen aromatischen Kohlenwasserstoffen, beispielsweise Benzol. Vom Klimagas CO2 werden, im Vergleich zu Benzin, 18 Prozent weniger ausgepustet. Insgesamt werden bei der Verbrennung des flüssigen Gemischs aus Propan und Butan 80 Prozent weniger Schadstoffe freigesetzt als bei einem allein mit Benzin betriebenen Motor. Je nach Tankgröße und Verbrauch, fahren die Autogas-PKWs mit einer Füllung zwischen 300 und 400 Kilometer weiter als reine Benzinermodelle.
Einbau ohne Aufwand
Die nachgerüsteten Autogas-Fahrzeuge arbeiten bivalent. Nach dem Kaltstart mit Benzin schaltet die Anlage automatisch auf den preisgünstigeren Gasbetrieb um. Ist der Gastank leer, peilt die Motorsteuerung Benzin an. Kombiniert erreichen beide Tanks eine dem Dieselantrieb vergleichbare Reichweite.
Flüssiggas wird bei deutlich niedrigerem Druck, bei rund acht bar, als Erdgas (200 – 250 bar) gespeichert. Autogastanks würden den hohen Drucken von Erdgas nicht standhalten, weshalb unterschiedliche Betankungsanschlüsse am Fahrzeug gefährliche Verwechslungen sicher ausschließen sollen.
Da Autogasmischungen schon bei niedrigem Druck verflüssigt werden, können große Energiemengen davon auf wenig Raum gespeichert werden. Bei gleicher Tankgröße kommt ein Flüssiggasfahrzeug deshalb mit einer Füllung etwa dreimal soweit, verglichen mit Erdgasfahrzeugen.
Die nachträgliche Aufrüstung herkömmlicher Ottomotoren für Flüssiggas ist wegen des geringen Druckes und Platzbedarfs ein technologisch relativ einfacher Werkstatteingriff. Rund 10.000 Markenwerkstätten bieten die Umrüstung an. Die Liste der Nachrüstbetriebe, die der Deutsche Verband Flüssiggas (DVFG) auf www.autogastanken.de bereitstellt, enthält über 300 Adressen.
Abfallprodukt für alle
Viele europäische Nachbarländer, nicht zuletzt Frankreich, Italien, Holland, Polen, Ungarn, Belgien, die Slowakei und Tschechien, verfügen über dichte Autogastankstellennetze. Die Tankstellen-Infrastruktur hierzulande ist in den vergangenen vier Jahren fast auf das Achtfache ihres früheren Wertes gewachsen und deckt mit weit über 3.800 Stationen (www.autogastanken.de) alle Regionen nahezu flächendeckend ab.
Autogas fällt als Nebenprodukt bei der Erdöl- und Ergasförderung am Bohrloch, in der Raffinerie und in der Erdgas-Verflüssigungsanlage, als „nasses Begleitgas“, an. Die Mineralölindustrie fackelte es früher mangels Nachfrage häufig einfach ab. Als Handelsware wurde es vor allem zur Wärmeerzeugung im Haus, in Caravans und an Pommesbuden eingesetzt.