14.03.2008

“WIR GEHEN DAVON AUS, DASS WIR UNSER ZWEITES UMSETZUNGS-PROJEKT IN DEN KOMMENDEN WOCHEN ANKÜNDIGEN WERDEN”

von Annegret Kempf

Ihr Geschäftskonzept, das dem Vorgehen ähnelt, wie Handys verkauft werden, ist sehr innovativ für die Automobil-Industrie.
Rochelle Chimenes, Pressesprecherin Renault

Sprecherinnen von “Project Better Place” und Renault standen TUXAMOON Rede und Antwort zu den Perspektiven ihres revolutionären E-Auto-Konzepts, das sich am Geschäftsmodell von Mobilfunkbetreibern orientiert und die weltweite Abhängigkeit von Öl abbauen könnte. Das bedeutet: Nachfüllstationen für bezuschusste E-Autos überall – und die eingekaufte Energie soll möglichst “grün” sein.

TUXAMOON: Beabsichtigen Sie, das Projekt auf andere Länder auszuweiten? Wenn ja, welche Länder werden das sein?

PROJECT BETTER PLACE: Wir denken, dies ist das Modell der Zukunft und anwendbar auf alle Länder, groß und klein, entwickelte Länder und Entwicklungsländer. Wir werten derzeit aus, welche Gegenden den größten Nutzen von einer Infrastruktur wie derjenigen hätten, die wir in Israel entwickeln. Gegenwärtig führen wir strategische Planungsgespräche mit mehr als einem Dutzend Regierungen.

Unsere Politik sieht vor, dass wir diejenigen Regierungen und Partner, mit denen wir reden, nicht beim Namen nennen, bevor sie unser Konzept unterstützen. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir unser zweites Umsetzungs-Projekt in den kommenden Wochen ankündigen werden.

ROCHELLE CHIMENES, PRESSESPRECHERIN BEI RENAULT: Die besten Kandidaten für diesen Projekttyp sind dichte, urbane Zentren, wo die Kosten der Umweltverschmutzung und für Öl hoch sind. Diese Faktoren machen Null-Emissions-Fahrzeuge für die Kunden attraktiver.

TUXAMOON: Wie lange werden Sie das Projekt testen?

PROJECT BETTER PLACE: Am 21. Januar 2008 kündigten wir unser erstes Umsetzungs-Projekt als Teil einer Vereinbarung mit der Regierung von Israel und Renault-Nissan an. Diese Vereinbarung bereitet uns den Weg, unser erstes Pilot-Nachlade-Elektrizitätsversorgungsnetz im Land zu bauen. Dieses Netz wird am Ende aus einem Netzwerk von rund 500 000 Batterieladestationen überall im Land bestehen, deren früheste Bereitstellungen für die ersten Monate des Jahres 2010 erwartet werden. Elektro-Fahrzeuge werden für Kunden 2011 zur Verfügung stehen.

  • Project Better Place, ©
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TUXAMOON: Ab wann wird das Projekt ohne finanzielle Hilfe auskommen?

PROJECT BETTER PLACE: Project Better Place ist ein geschäftliches Unterfangen, deshalb ist unser Ziel, es so bald wie möglich profitabel zu machen. Unser Geschäftsmodell ist ähnlich dem, das Mobilfunkbetreiber anwenden, die ein Netzwerk von Mobilfunk-Türmen aufbieten, um einen kompletten Mobilfunk-Versorgungsbereich zu stellen. Ähnlich den Mobilfunk-Unternehmen, werden wir den Kunden eine Vielzahl von Abonnement-basierten Besitzer-Modellen anbieten, die ihnen einen Reihe von Möglichkeiten geben werden, ihre Elektro-Fahrzeuge aufzuladen.

ROCHELLE CHIMENES: Die Steueranreize der Regierung von Israel für Null-Emissions-Fahrzeuge reichen bis 2019, und bis dahin sollte der Markt weit genug entwickelt sein, dass der Preis dieser Fahrzeuge runter gegangen ist.

TUXAMOON: Was begeistert Sie am Project Better Place?

ROCHELLE CHIMENES: Ihr Geschäftskonzept, das dem Vorgehen ähnelt, wie Handys verkauft werden, ist sehr innovativ für die Automobil-Industrie. Wenn der Markt für zu 100 Prozent elektrisch betriebene Fahrzeuge in Israel erst einmal ein durchschlagendes Volumen erreicht hat, und zwar Dank Project Better Place und der Regierung von Israel, werden die Kosten für die Produktion dieser Fahrzeuge sinken. Mit zunehmender Wirtschaftlichkeit, wird die Profitabilität wachsen, und die Idee wird wahrscheinlich an vielen anderen Orten aufgegriffen werden. Renault ist überzeugt davon, dass zu 100 Prozent elektrisch betriebene Fahrzeuge ein guter Weg sind, um die Kohlendioxid-Emissionen von Autos zu reduzieren, und andererseits die Abhängigkeit der Automobil-Industrie von Öl zu verringern.

TUXAMOON: Welche Gewinne hoffen Sie für die Initiatoren, Israel und die ganze Welt aus dem Projekt zu ziehen?

Wir haben keine Zeit zu warten

PROJECT BETTER PLACE: Der Hauptgewinn, den wir zu bekommen hoffen, ist, unsere wertvollste Ressource zu schützen, die Umwelt. Es ist immer offensichtlicher, dass die Abhängigkeit der Welt von Öl nicht aufrecht erhalten werden kann. Wir haben keine Zeit zu warten, wir haben das Problem zu lösen, indem wir das Wissen und die Technologie, über die wir heute verfügen, nutzen.

Project Better Place will das leisten, indem es die Infrastruktur schafft, die am Ende Elektro-Fahrzeuge zu einer praktikablen Alternative zu konventionellen, mit Ottokraftstoff betriebenen Autos macht, und zwar aus der Sicht aller involvierten Parteien, einschließlich Investoren, Regierungen und Fahrern.

Elektroautos haben keine Emissionen und können mithilfe von Elektrizität fahren, die mit sauberen Kraftstoffen produziert wird. In vielerlei Hinsicht ist ihre Leistungsfähigkeit vergleichbar mit der von konventionellen Autos, wenn nicht gar besser. Der Hauptgrund, der ihre großflächige Einführung bremst, ist die Angst der Menschen, ohne Kraftstoff stecken zu bleiben. Das Ziel von Project Better Place ist es, diese Hürde zu nehmen, so dass die Fahrer keine Kompromisse eingehen müssen, um ein elektrisches Auto zu fahren.

ROCHELLE CHIMENES: Renault ist sehr begeistert davon, dass Israel das erste Land sein wird, wo einhundertprozentige Elektroautos auf den Massenmarkt kommen, dank der Unterstützung der Regierung und der Einrichtung eines massiven Lade-Netzwerks durch Project Better Place. So hat Renault in Israel einen Weg gefunden, das Konzept zu testen und tatsächlich den Markt zu schaffen, in einem Land, dessen kleine Größe und hohe Ölkosten die Bedingungen für Erfolg liefern.

TUXAMOON: Woher kommt die Energie? Beabsichtigen Sie, nur mit Strom zu arbeiten, der nicht mithilfe von Kohle und Atomkraft hergestellt wird?

PROJECT BETTER PLACE: Die Hauptaufgabe von Project Better Place ist es, ein Netzwerk von Batterieladestationen und von Nachlade-Stationen aufzubauen. Wir werden die Energie, die wir benötigen, um dieses Netzwerk zu betreiben, von Zulieferern einkaufen, etwa von Elektrizitäts-Versorgern. Wir beabsichtigen, so weit wie möglich, sauberen Strom einzukaufen, der mit grünen Methoden gewonnen wird, einschließlich Wind- und Solarenergie.

ROCHELLE CHIMENES: Unser Ziel ist es, erneuerbare Energiequellen zu nutzen.

TUXAMOON: Wie viel wird Israel in das Project Better Place investieren?

PROJECT BETTER PLACE: Project Better Place ist ein privates Unternehmen und bittet den Staat oder die Öffentlichkeit nicht um Geld. Israel investiert deshalb nicht direkt in Project Better Place. Israelische Führungspersönlichkeiten, wie Shimon Peres, befürworten das Projekt wegen seiner Vision und weil es dem Land helfen kann, seine Abhängigkeit von Öl zu reduzieren, was klare unwelttechnische und geopolitische Vorteile hätte. Darüber hinaus weitete die Israelische Regierung kürzlich Steueranreize auf den Kauf jedes Null-Emissions-Fahrzeugs bis 2019 aus, was sie für die Fahrer leichter erschwinglich macht.

Project Better Place muss jedoch unter den gleichen Wettbewerbs-Bedingungen wie alle anderen Unternehmen im Land operieren, und sie müssen die gleichen Gesetze und Bestimmungen einhalten.

TUXAMOON: Werden auch traditionell angetriebene Autos in künftigen Jahren überall in Israel Tankstellen finden?

PROJECT BETTER PLACE: Der Motor-Fahrzeugmarkt in Israel verändert sich ständig, weil Hunderttausende neuer Autos jedes Jahr auf den Markt kommen. Wir erwarten, dass in den kommenden Jahren ein bestimmter Prozentsatz dieser neuen Autos elektrisch sein wird, und dass im Laufe der Zeit der Anteil elektrischer Autos größer wird, als die Anzahl von Benzin-betriebenen Autos am Markt, bis man vernünftigerweise erwarten kann, dass die letzteren komplett verschwunden sein werden.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass wir nicht im Wettbewerb mit Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen stehen. Sie engagieren sich bereits in einem Rennen gegen die Zeit, bevor der Otto-Motor-Kraftstoff zu Ende geht. Wir engagieren uns in Anstrengungen gegen die Luftverschmutzung, um eine bessere Lebensqualität für künftige Generationen zu schaffen.

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