16.09.2008

Freak Like Me

von Simone Gerdesmeier

Gedanken zu "The Dark Knight"

Solide, das ist die Wertung, die ich am ehesten geben würde.

Es scheint gerade in zu sein, sich von The Dark Knight enttäuscht zu zeigen, daher: Ja, ich war sehr enttäuscht. Cilian Murphy hatte viel zu wenig Screentime. Und Batman hätte ich gerne mal ein Ricola angeboten - hatte aber grad keins mit.

Im Ernst, keine Kritik von mir. Es wurde genug gesagt; der Film hat meine Erwartungen weder enttäuscht noch war ich in irgendeinem Moment sonderlich überrascht. Solide, das ist die Wertung, die ich am ehesten geben würde.

Nolan hat jedenfalls die realistischteste Comic-Verfilmung abgeliefert, die ich bis jetzt gesehen habe. Das kann man mögen, das kann einem auch als Entzauberung der alten Helden vorkommen - ich bin da noch unentschieden. Oder eigentlich ist es mir egal, ich kann mit einem Camp-Batman leben, ich kann mit der totalen Ernsthaftigkeit von Nolans Batman, ich konnte auch mit Tim Burtons Neo-Gothic-Comic-Look (nur mit Micheal Keaton, mit dem konnte ich gar nicht). Alles eigenständig, für mich hat das alles seine Berechtigung, in der richtigen Stimmung (und manchmal mit sehr viel Alkohol, ähem) kann das alles unterhalten.

Daher hat der Film für mich auch den Joker nicht entmystifiziert. George Lucas ist es mit seiner zweiten Star Wars Triologie fast gelungen, einen meiner Kindheitshelden zu zerstören, bis ich mich dazu entschied, Episode I bis III einfach zu ignorieren und so gut wie möglich zu verdrängen. Heath Ledgers psychopathischer, aber sehr menschlicher Joker steht für mich allerdings als eigene Figur neben Jack Nicholsons Joker.

So sind all die Anarchie und all der Wahnsinn nichts Originäres und ziemlich unambitioniert noch dazu.

Während Darth Vader der Held meiner Kindheit war, da er einfach viel cooler war als sämtliche Jedis zusammen, war der Joker das WTF meiner Kindheit. Nicholsons Figur war durch und durch ein Kind der 80er, pastellfarben-überzogen, zerstört die Welt (naja, Gotham) und hört dazu schlechte Popmusik. Manisch, bunt, unglaublich albern und manchmal bis zum Fremdschämen peinlich. Das Chaos, was er veranstaltete, blieb ja in einem vergleichsweise kleinem Ausmaß - Angst machte er mir als Kind jedenfalls keine. Er faszinierte mich jedoch mehr als der blasse, blasse Batman Micheal Keatons, trotz - oder evtl. wegen - aller Peinlichkeit, trotz der grässlichen Mützen und trotz der Vorliebe für Prince: Einige Szenen (das Museum, das Zusammentreffen mit Vicky Vale, die Ballons, Jokers Trophy-Blonde) haben sich auf alle Ewigkeit in mein Hirn eingebrannt, “Schon mal im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt” ist geflügeltes Wort.

Dieser schrille Comic-Joker hat es geschafft, mich nachhaltig zu beeindrucken. Ich weiß nicht, ob das Heath Ledger, so großartig seine Performance auch ist, gelungen wäre. Vielleicht wenn ich vorher nicht Nicholsons Joker, Hannibal Lector oder Tyler Durden gekannt hätte. Vielleicht dann. So sind all die Anarchie und all der Wahnsinn nichts Originäres und ziemlich unambitioniert noch dazu.

[Mein Alter spielt dabei übrigens nur eine untergeordnete Rolle. Ich bin heute noch genauso leicht zu beeindrucken wie vor 16 Jahren.] [Vielleicht war mir Jack Nicholsons Figur auch nur näher. Chaos veranstalten und dazu schlechte Musik hören kann ich selbst auch ziemlich gut.]


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Die Autorin betreibt mit Witz, Humor und oftmals spitzer Feder das Blog More Sexappeal in Politics, wer ihr auf Twitter folgen möchte findet sie dort als junipers