NUDE Black Box
30.03.2008

Der Teufel trägt Bierbauch

von Eckhard Fürlus

Die Gruppe NUDE legt mit Black Box ein zweites Album vor

‚Black Box’ heißt die zweite CD der in Frankfurt beheimateten Gruppe NUDE. Das ehemalige Trio um Marc Werner und Isabelle Gernand (beide ex-Sabotage) hat inzwischen ein eigenes Label gegründet und eine eigene Agentur – sabocon – gegründet. Nach dem Debut Album ‚Fake Credibility’ haben NUDE sich Verstärkung geholt und mit dem DJ Terraformer, dem Drum ’n’ Bass Spezialisten Georgie Weeratunga und Johannes Buchner aus Österreich das neue Album Black Box produziert.

Mit ‚Black Box’ wird allgemein ein Gegenstand bezeichnet, dessen innerer Aufbau und dessen Funktionsweise nicht bekannt oder nicht von Bedeutung sind und der über definierte Schnittstellen eine bestimmte Input-Output-Verarbeitung sicherstellt. In der Kybernetik bezeichnet ‚Black Box’ ein geschlossenes System. ‚Black Box’ steht allerdings auch für ein 1989 gegründetes House-Dance-Projekt.

Worum geht es? Es gibt zwölf neue Songs von insgesamt knapp 70 Minuten auf dem neuen, dem zweiten Album von NUDE mit dem Titel ‚Black Box’. Kein Song ist unter vier Minuten lang. Das Interessante an dieser CD ist, dass sie von Leuten aufgenommen wurde, die sich über das Internet kennengelernt haben, die einen Grundstock an akustischen Sounds vorab erstellt und den übrigen Teil wesentlich am Rechner – jeder auf seine Art – gemacht hat. Einige der Songs verweisen auf das Vorgängeralbum ‚Fake Credibility’. Doch an dem neuen Album wird vor allem die Dichte der Songs gelobt, das Tempo und die Tanzbarkeit der Stücke.

Um es gleich vorwegzunehmen: Das Cover übertrifft an Scheußlichkeit noch dasjenige des ersten Albums, und das ist offensichtlich intendiert. Man sieht einen halben älteren Herrn – „Please allow me to introduce myself ...“ – mit Haltungsschäden und Bierbauch, der als eine Art Springteufel – Jack in the Box – aus einer schwarzen Schachtel, der ‚Black Box’, herauskatapultiert wird. Sein Oberkörper ist auf eine Feder montiert. Wie bei Schachtelteufeln üblich, weist der Apparat an der Seite eine Handkurbel auf, was ebenso Assoziationen mit einem Grammophon wie auch mit einem Leierkasten – Franz Schubert, die „Winterreise“, den Tod – evoziert.

Die Titel der meisten Songs bestehen aus einem Wort, einmal sind es zwei Wörter, ‚I Like’, einmal sind es drei, ‚Abre Al Boca’, ein Stück, das mit seinem Titel ebenso aus der Reihe der englischen Titel tanzt wie der Song ‚Zeit’. Isabelle Gernand verfügt über eine angenehme Stimme, die sehr gut zu den überwiegend Drum ’n’ Bass lastigen Songs kontrastiert. So entsteht eine interessante Mixtur, und die Lust an der Musik und die Experimentierfreudigkeit sind Transmissionsriemen dieser Band. Als Einflüsse nennt die Gruppe neben Prodigy, auf die sich die meisten Mitglieder von NUDE beziehen, die Chemical Brothers, Daft Punk, Justice, KMFDM, Sound of London, Public Enemy, aber überraschenderweise auch Kenny Rogers und Barry White.

Um einen authentischen Eindruck von NUDE zu bekommen, sollte man die Live-Konzerte der Band besuchen, die ohne Ankündigung und kostenlos in ausgesuchten ‚Hot Spots’ stattfinden. Live wird die Gruppe um Schlagzeuger Flo und einen Tänzer erweitert. Hinweise auf diese ‚secret shows’, den sogenannten ‚Black Gix’, findet man lediglich einen Tag vorher im Internet unter www.myspace.com/nudeblackgix. Einige Konzerte sind für dieses Frühjahr geplant; im Sommer wird NUDE im Rahmen mehrerer Festivals zu sehen sein.

Neben der CD gibt es ‚Black Box’ auch auf Vinyl in einer speziellen Auflage für DJs unter www.nude-music.com/shop. Die Band arbeitet derzeit an einem Remix-Album ‚Inside The Box’, und ein Live-Video der Band kann man sich auf youtube anschauen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter

www.nude-music.com
www.myspace.com/nudefakecredibility
www.screc.de
www.sabotage-concept.eu