The Rolling Stones. In The Beginning.
05.02.2008

The Rolling Stones – In The Beginning

Autor/en: Bent Rej

Bent Rej hat seine schönsten und besten Fotos der Rolling Stones in einem Bildband vereint.

von Eckhard Fürlus

Die Edition Olms hat ein Buch, ein Bilderbuch, über die Rolling Stones vorgelegt. Es datiert aus dem Jahr 2006. Es ist also nicht mehr ganz neu. Die darin enthaltenen Fotos hat der dänische Fotograf Bent Rej Mitte der 60er Jahre aufgenommen. Bill Wyman, der schon lange kein Bandmitglied mehr ist, hat über dieses Buch geschrieben, es sei „die schönste Sammlung Stones-Fotos, die ich jemals gesehen habe!“ Für mich war dieses Buch ein willkommener Anlaß, mich noch einmal akustisch mit dem auseinanderzusetzen, was im Bildband optisch mit über 300 Fotos dokumentiert wird. Es ist die aufregendste Zeit dieser großartigen Band.

In diesen Tagen, während auf der Berlinale als einer der Höhepunkte ein mit 16 Kameras festgehaltener Konzertmitschnitt der Rolling Stones von Martin Scorsese unter dem Titel „Shine A Light“ präsentiert wird, blicken wir zurück auf die Zeit, in der alles begann. Von März 1965 bis Mai 1966 hatte Bent Rej die Rolling Stones auf ihrer Satisfaction Tournee begleitet. Jahre des Wandels. Winston Churchill starb am 24. Januar 1965. Am 30. Juli 1966 schlug Englands Elf die deutsche Fußballnationalmannschaft im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft. In dieser Zeit sind die meisten der in dem vorliegenden Buch abgebildeten Fotos entstanden.

Das Inhaltsverzeichnis listet die Stationen der Satisfaction Tournee auf: Skandinavien, Wembley, Münster, Düsseldorf-Essen, Hamburg, München, Berlin, Wien, Kopenhagen und wieder Wembley. Dazwischen eingestreut liest man Titel von Singles und LPs und die Namen der Bandmitglieder, die ausführlich vorgestellt werden in folgender Reihung: Brian Jones, Mick Jagger, Bill Wyman, Charlie Watts, Keith Richards. Eine alphabetische Reihenfolge ist das nicht, und man ist geneigt, dem Autoren und Fotografen zu unterstellen, daß er die Band in der Abfolge seiner Lieblingsmusiker vorgestellt hat.

Es ist natürlich wahr, daß Mick als Leadsänger im Rampenlicht stand. Aber es war Brian, der Stil und ‚Look’ der Stones entscheidend prägte.
Bill Wyman

Im Vorwort schreibt Bill Wyman über diese Zeit: „Was ist mir aus diesen Tagen im Gedächtnis geblieben? Ich erinnere mich daran, daß wir damals verdammt hart arbeiteten, gleichzeitig aber enorm viel Spaß hatten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt eine richtige Band, und obwohl es bereits Probleme mit Brian gab, waren die Risse noch nicht zu erkennen, die uns beinahe als Gruppe auseinandergebracht hätten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir genauso Brians Band wie auch die von Mick und Keith. Es war Brian, der die Stones geprägt hatte, uns den Namen gab und viel von dem Material aussuchte, das wir in den frühen Tagen spielten. Es ist natürlich wahr, daß Mick als Leadsänger im Rampenlicht stand. Aber es war Brian, der Stil und ‚Look’ der Stones entscheidend prägte.“

Die im Buch abgebildeten Aufnahmen sind keine künstlerischen Fotos und wollen es auch gar nicht sein. Einen Vergleich mit Fotografien, die David Bailey, der in den vergangenen Tagen seinen 70. Geburtstag feiern konnte, von den Rolling Stones geschossen hat, können nur wenige Aufnahmen standhalten. Die Fotos von Bent Rej haben vor allem dokumentarischen Charakter, und gerade das macht ihren Charme aus.

Über ein Konzert, das am 11. April 1965 in Wembley stattgefunden hat, schreibt Bent Rej: „Die Stones spielten zum Abschluß der ersten Hälfte der Show und die Beatles beendeten die zweite Hälfte vor 10 000 Fans. Außerdem nahmen daran teil: The Moody Blues, DJ Jimmy Saville (Moderator), Freddie and The Dreamers, Georgie Fame, Twinkle, The Seekers, Cathy McGowan (Moderatorin), Herman’s Hermits, The Ivy League, Sounds Incorporated, The Bachelors, Wayne Fontana and The Mindbenders, The Rockin’ Berries, Cilla Black, Donovan, Them, Tom Jones, The Searchers, Dusty Springfield und the Animals.“ Eine Überraschung sind die Hinweise auf Jazz-Konzerte, die die Rolling Stones während ihrer Tournee z. B. in Kopenhagen besuchten. Da heißt es: „Aber es drehte sich nicht nur alles um Mädchen. An einem Abend gingen Charlie und Bill ins Tivoli, zu einem Konzert mit dem Oscar Peterson Trio, Erroll Garner und Ella Fitzgerald. Nach der Show trafen sie hinter der Bühne Erroll Garner und Ray Brown, seinen Bassisten.“

Dem Vorwort von Bill Wyman zu Beginn des Buches folgt ein Prolog von Bent Rej, und es gibt einen Epilog am Schluß des Buches. Dazwischen liegen dokumentierte eineinviertel Jahre Rockmusik. Zu guter Letzt folgen einige wenige Aufnahmen der Rolling Stones mit Mick Taylor von der Tournee in Kopenhagen am 15. Mai 1970. Ein Index mit Personen, Orten und Geschehnissen und eine Seite mit Danksagungen vervollständigen den Bildband. Am Ende, nach der Durchsicht und nach der Lektüre, ist es Bill Wyman, dem die Sympathien des Lesers gehören. Warum? Von allen Bandmitgliedern scheint er der nüchternste und objektivste Beobachter zu sein. Ein guter Musiker war und ist er allemal.