Gespräche über Bewußtsein
20.01.2008

Gespräche über Bewußtsein

Autor/en: Susan Blackmore

Die hohe Kunst guter Interviews

von Werner Fuchs
Glauben Sie nach all dem, was Sie nun wissen, noch immer an ein Leben nach dem Tod?

Ein Buch, das nicht nur alle lesen sollten, die sich für das Thema Bewusstsein interessieren, sondern auch Medienschaffende. Denn Susan Blackmore weiss offenbar, wie man ein Interview führt und Gesprächspartner mit Respekt behandelt, ohne ihnen deshalb nach dem Mund reden zu müssen. Nur eine solche Haltung ermöglicht es, substanzielle Antworten auf existentielle Fragen zu hören. Denn Susan Blackmore wollte von den führenden Bewusstseinsforscher mehr als nur wissenschaftliche Statements. Was die zwanzig Gesprächspartner zum gegenwärtigen Stand der Forschung meinen, ist zwar äußerst interessant. Zumal die Summe aller Antworten zeigt, wie unterschiedlich die Auffassungen in diesem Themenbereich sind. Spannender fand ich aber, was die Bewusstseinsforscher zu ganz persönlichen Fragen meinten. "Wie können Sie Ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Ihren Glaubensmodellen verbinden?" "Glauben Sie nach all dem, was Sie nun wissen, noch immer an ein Leben nach dem Tod?" "Hat sich Ihr Leben durch Ihre Arbeit verändert?" Das sind Fragen, die früher oder später jeden befallen, der sich mit dem menschlichen Gehirn beschäftigt. Und so verschieden die Antworten und Reaktionen auch sein mögen, ignorieren kann man solche Fragen nicht.

Empfehlen möchte ich das Buch auch deshalb, weil es leicht in der Flut der Neuerscheinungen untergehen könnte. Denn es kommt in seiner Aufmachung sehr nüchtern daher. Dieser Eindruck wird auch nicht aufgehoben, wenn man es aufschlägt. Zwar finden sich einige wenige Illustrationen, aber sie gehen im Text unter. Und Interviews in Schriftform sind nicht gerade die Textsorte, die zu den Reißern gehört. Außer man erfahre so, wer nur gerade mit wem das Bett teilt oder das Vermögen verprasst.

Mein Fazit: Die Autorin von "Die Macht der Meme" legt eine Sammlung von Interviews vor, die ich allen ans Herz legen möchte, die sich näher mit dem Thema Bewusstsein beschäftigen. Der Leser erfährt nicht nur, was der gegenwärtige Stand der Forschung ist, sondern erhält auch einen Einblick in sehr persönliche Auseinandersetzungen mit Glaubensmodellen. Wie heißt es doch so schön? Wissen, das nicht zu Verhaltensänderungen führt, bleibt nacktes Wissen.