Variantology
06.01.2008

Variantology/Archaeology of the Media

Autor/en: Siegfried Zielinski, David Link

On Deep Time Relations of the Arts, Sciences and Technologies

von Eckhard Fürlus

Ein Forschungsprojekt von Prof. Dr. Siegfried Zielinski
unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Eckhard Fürlus
und Nadine Minkwitz (Organisation)

Seit Januar 2007 ist das Projekt Variantology/Archaeology of the Media an der Universität der Künste Berlin UdK angesiedelt. Initiiert von Prof. Dr. Siegfried Zielinski, wurde es als Sonderforschungsprojekt von 2004 bis 2006 vom Wissenschafts- und Forschungsministerium des Landes NRW großzügig gefördert.

Variantology/Archaeology of the Media wurde von vornherein als ein internationales Forschungsprojekt konzipiert. Der Aufbau eines Netzwerks mit herausragenden Forscherinnen und Forschern zur Tiefenzeit der Beziehungen zwischen den Künsten, Wissenschaften und Technologien ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. U. a. existieren derzeit Kooperationen mit der Akademie der Wissenschaften Chinas in Peking, der Harvard University in Cambridge/MA, der Katholischen Universität in Leuven, Belgien, der Akademie der Künste und der Wissenschaften in Budapest, Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, der Universität Pompen Fabra in Barcelona und der St. Petersburg State University.

Bei diesem Projekt ist ein kritisches Durchdenken der Medienbegriffe der letzten Jahrzehnte von zentraler Bedeutung. Der Begriff des Mediums wird geöffnet für Disziplinen und Denkansätze, die bisher wesentlich außerhalb des Mediendiskurses angesiedelt waren, aber auch umgekehrt öffnen sich diese Disziplinen selber einem Denken in Kategorien des Medialen und der Kommunikation.

Verbunden mit dem Forschungsprojekt sind die jährlich stattfindenden internationalen workshops - der 4. Variantology workshop fand 2007 zum ersten Mal an der UdK in Berlin statt - sowie die sich daran anschließenden Publikationen mit Texten der beteiligten Wissenschaftler und Künstler in Zusammenarbeit mit dem Verlag der Buchhandlung Walther König in Köln. Bisher erschienen sind die Bände Variantology 1, 2 und 3. Letzterer unter Beteiligung herausragender Wissenschaftler aus China.

Im Fokus der 4. Variantologie Werkstatt 2007 in Berlin standen Beiträge zur und aus der Geschichte der arabisch-islamischen Wissens- und Technikkultur. Die Veranstalter der Werkstätte waren keine Arabisten oder Islamisten. Auch haben wir uns im vergangenen Jahr nicht aus der Perspektive der Sinologie der Tiefenzeit der chinesischen Wissenschaft und Technik gewidmet. Allerdings sind wir sehr neugierig darauf zu erfahren, wie Ideen und Entdeckungen, die gemeinhin der europäischen Renaissance zugeschrieben werden, ihre originären Entwicklungen in der arabisch-islamischen Wissenskultur genommen haben. Dass Europa sich das Wissen des Altertums wesentlich über die Vermittlung durch die arabisch-islamische Naturphilosophie angeeignet hat, ist in der Geschichtsschreibung für die exakten Wissenschaften mittlerweile unumstritten.

Wie bei der Werkstatt mit den chinesischen Kollegen und China-Forschern im Jahr 2006 wurden Forschungsthemen zur Geschichte des wissenschaftlichen Denkens, der Philosophie, der Optik, der Bildtheorie und der Astronomie, der Akustik, der Mechanik und des Automatenbaus diskutiert werden. Teilnehmer waren:

Hans Belting (Wien), Ramon Guardans (Barcelona), Claus-Peter Haase (Berlin), S. Irfan Habib (New Delhi), Azza Maddian (Alexandria), Dhruv Raina (New Delhi), George Saliba (New York), Wilhelm Schmidt-Biggemann (Berlin), Amnon Shiloah (Jerusalem) und Avner Ben Zaken (Cambridge, MA).

Zu den Diskussionsteilnehmern gehören Ayman Al-Uqbi (Medina), Arianna Borrelli (Berlin/Rom), Anthony Moore (Köln/Arles), Nils Röller (Zürich), Margit Rosen (Karlsruhe), Oliver Schneller (Berlin), Lioudmila Voropai (Moskau/Köln) und Silvia M. Wagnermaier (Berlin).

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Forschungsprojekts ist die systematische Sammlung und Übertragung von Grundlagentexten zur Archäologie der Medien aus dem Arabischen, Chinesischen, Griechischen und Lateinischen, die in einem Reader komprimiert veröffentlicht werden.