23.01.2008

Notizen eines Kerzenhändlers - Folge 42

von Nils Röller

Zeich kam heute nach Beifall heischend in das Geschäft. Er lebt in dem aktuellen Börsencrash auf. Den hat er vorher gesehen und sich deshalb darauf eingestellt. Zeich teilt mit, dass er künftig in Mikrokredite investieren will. Dazu benötigt er jedoch Geld. Das soll Kerz ihm borgen. 5000 Euro. Damit will Zeich ein Experiment durchführen. Es soll zeigen, dass die Zeit der grossen Finanzaktionen und Rendite vorbei ist und stattdessen die Mikrofinanzpolitik boomen wird. Zeich will auch mit dem Nobelpreisträger Kontakt aufnehmen, der die Idee der Mikrokredite entwickelt hat. Zeich will über alles Kerz berichten. Der soll in seinem Schaufenster Platz für laufende Informationen aus dem Mikrokreditbereich bereit halten.

Kerz müsste allerdings einen Kredit aufnehmen, um dann Zeich das Geld zu borgen. Das halten beide für nicht sinnvoll. Zeich verlässt nach kurzem Gespräch Kerz. Kerz sortiert anschliessend folgende Notizen zum Hafenmeister der Unendlichkeit (Siehe 41. Folge):

Hafenmeister der Unendlichkeit: Kerz ist deutlich geworden, dass er ein mächtiges Wort wie Unendlichkeit nicht abrupt in einer Notiz setzen sollte, auch wenn er dabei den Namen Nikolaus von Kues erwähnt. Damit verärgert er Leser. Um deren Ärger zu besänftigen, möchte er jetzt einen schönen Gedanken von Kues vermitteln. Kues argumentiert, dass derjenige der Gott zu erkennen versucht, einen unendlichen Schatz findet. Er kann Gott nie erkennen, aber wenn es versucht, nähert er sich ihm und hat dabei stets das Gefühl, dass er mit jedem endlichen Schritt, ein Gefühl von unendlichen Möglichkeiten erhält. Das ist für Kues ein Grund „grösserer Freude“. Wie diese Freude, angesichts der global sich ausbreitenden Slums, Müllkippen und unwürdig lebenden Menschen gefunden und gewahrt werden kann, das ist eine andere Frage, der sich vermutlich die Pfingstbewegung geschickt widmet, die Mike Davies im Bereich der Slums wachsen sieht.